Johannes Meinhardt
Room Service
»Vom Hotel in der Kunst und Künstlern im Hotel«
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 22.3. – 22.6.2014
Die Geschichte der Lustreise, des Reisens zum Vergnügen, begann um 1750 parallel zur Ausbildung des ästhetischen Konzepts der Landschaft – der ästhetisch anzuschauenden und zu kontemplierenden Natur –, und bevorzugte lange Zeit eine bestimmte Route (die mit der Grand Tour nichts mehr zu tun hatte): von Dover aus über den Kanal, den Rhein hinauf, über den Genfer See und den San Bernardino bis nach Venedig – die Route, die auch William Turner und John Constable nahmen, von denen Reiseaquarelle in der Ausstellung hängen. Der medizinisch begründete Aufenthalt in einem Kurbad wurde dann erst im 19. Jahrhundert zu einer allgemein verbindlichen Urlaubsweise des Adels und des Bürgertums. In Baden-Baden wurde das erste Grand Hotel, der Badische Hof, 1805 eröffnet.
Im Zusammenhang mit der kolonialen Eroberung Afrikas und großer Teile Asiens im 19. Jahrhundert wurden überall koloniale Grand Hotels gebaut, in denen sich die Beamten und Händler der Kolonialmächte wie allmächtige Herren fühlen konnten. So sind in der Ausstellung neben der wohl frühesten Fotografie eines Hotels von William Henry Fox Talbot, 1843, Fotos von Kolonialhotels von Francis Frith und von verfallenden Hotelpalästen in Mozambique von Guy Tillim zu finden.
Dass Baden-Baden der in Deutschland möglicherweise geeignetste Ort ist, eine Ausstellung zu veranstalten, für die ein Schwerpunkt das Grand Hotel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen ist, liegt auf der Hand. Die Dreiheit Grand Hotel, Casino und Kurbad bildete eine…