Uta M. Reindl
Roni Horn
Kölnischer Kunstverein, 7.11. – 19.12.1993
Ein spannungsreicher und zugleich höchst subtiler Dialog zwischen der amorphen Beschaffenheit des Farbmotivs und der präzisen Strukturierung des Bildgrundes entwickelt sich in den Zeichnungen von Roni Horn, und dies besonders, wie die Ausstellung im Kölner Kunstverein zeigte, bei natürlichem Licht betrachtet.
Einfache Zeichen oder “Körper” aus Pigmenten – sie sind weder gezeichnet noch gemalt – hat die Künstlerin auf den Bildgründen moduliert, deren weiße Flächen sie durch etliche Schnitte segmentiert und Prozeßspuren (Fingerabdrücke, Grafismen, Kritzeleien) markiert. In ihren frühen Arbeiten dominiert die Farbformation, mitunter überlagert sie den Bildgrund, der sich oft aus größeren Flächen zusammensetzt. In jüngeren Zeichnungen der Amerikaner werden die Bildgründe großformatiger, sie setzen sich aus oft kleineren Segmenten zusammen und gewinnen daher in ihrer Wirkung an Komplexität.
Wichtig ist vor allem der Dialog der Bilder untereinander, der die Au-ra des individuellen Bildes hervorhebt. So hängen manche Zeichnungen paarweise und mit fast identischen Motiven dicht nebeneinander oder auch in symmetrischer Konstellation im Raum. Die Symmetrie der Form spielt zudem im skulpturalen Schaffen Roni Horns eine Rolle, das sich ansonsten in seiner Sachlichkeit von Zeichnungen unterscheidet, wie etwa der Beitrag der Künstlerin auf der documenta 9 gezeigt hat. Von den Papierarbeiten der in New York lebenden Künstlerin geht ein bemerkenswertes Zusammenspiel von Wärme und Kühle, von Klarheit und Stille aus; sie lassen darin an Gemälde oder Zeichnungen der – wie Roni Horn oft fälschlicherweise als Minimalistin bezeichneten – Amerikanerin Agnes Martin denken.
Zur Ausstellung, die auch in Winterthur, Den Haag und Wien zu sehen…