Anton Henning
»BILDSCHÖN«
Loock Galerie, Berlin, 16.04. – 04.06.2011
von Ronald Berg
Wer sich nur ein bisschen in der Kunstgeschichte auskennt, wird beim Blick in diese Ausstellung stutzen: Hängt hier etwa ein van Gogh an der Wand? Ist das daneben ein Matisse? Wird in dieser zur Galerie umfunktionierten Lagerhalle ein Potpourri der bekanntesten Maler der klassischen Moderne vorgeführt? Mitnichten. Was auf den ersten Blick bekannt erscheint, entpuppt sich beim näheren Hinsehen schnell als mehr oder weniger gelungene Paraphrase der großen Malgenies vom Anfang der Moderne. Zu den van Gogh- und Matisse-Remakes kommen noch Bilder, die sofort an Robert Delaunay und Braque denken lassen. Doch alle Gemälde – und auch die beiden Skulpturen – stammen vom selben Künstler. Anton Henning, Jahrgang 1964, hat die zehn Bilder allesamt in letzten drei Jahren gemalt.
Hennings Arbeiten sind keine exakten Kopien von Bildern, die es schon gibt. Es sind aber auch keine böswilligen Persiflagen auf Stile vergangener Zeiten noch gar Appropriation Art. Strich und Duktus beim Hennings Sonnenblumenbild sind dem Vorbild van Goghs allenfalls ähnlich, aber nicht identisch. Henning wiederholt nur stilistisch, was der Vergangenheit angehört. Natürlich geht das nicht ohne Ironie. Manchmal konterkarieren die Titel eine an den Vorbildern haftende Rezeption. Oft schleicht sich in viele der Bilder ein typisches Geschlinge, eine Art Arabeske, die Henning als Markenzeichen dient und die er in Bronze auch als Skulptur gefertigt hat. In der Ausstellung bei Loock trägt das rosa angestrichene Schleifengebilde den Titel „Blumenstilleben No. 383“. Die übliche Erwartungshaltung wird also unterlaufen. Denn wenngleich Hennings Bilder aussehen wie…