Jürgen Raap
Ronald B. Kitaj
Zeichnungen und Serigrafien
Galerie Thomas Zander, Köln, 9.2. – 31.3.2001
Als 1981 in der Londoner Royal Academy die inzwischen legendäre Ausstellung “The New Spirit in Painting” stattfand, feierte die damalige Kunstkritik die Maler Francis Bacon, Lucian Freud, Frank Auerbach und Ronald B. Kitaj als Pioniere einer “neuen Figuration”. Im deutschsprachigen Raum waren größere Einzelausstellungen von Kitaj 1990/91 in der Hamburger Kunsthalle und 1998 im Jüdischen Museum Hannover zu sehen. Die Kölner Galerie Thomas Zander zeigt nun eine Zusammenstellung von Zeichnungen und druckgrafischen Arbeiten Kitajs aus den sechziger bis achtziger Jahren. Diese Exponate erlauben dem Betrachter einen Nachvollzug der stilistischen Entwicklung Kitajs vom Frühwerk im Geist der Pop Art bis zu seiner farbstarken Ölmalerei in den neunziger Jahren.
Ein “Selbstporträt” (1982) und drei umschlungene Akte (“Sexuality”, 1972) stehen recht deutlich in der Tradition einer klassischen akademischen Zeichnung: In den verschiedenen Schaffensphasen tauchen immer wieder solche Kohlezeichnungen im Gesamtwerk auf. Auf diesen Blättern wird die Figur minutiös ausformuliert, die “Übersetzung” dieser Figurativität in die Malerei wirkt dann aber viel “freier”.
Schon sehr früh – lange bevor die “Neuen Wilden” ihre Zeithöhe hatten – lassen Kitajs Figurenanlagen jedoch auch expressive Tendenzen erkennen. Die gebrauchsgrafisch-schwunghafte Linienführung der Konturen in manchen der ausgestellten Papierarbeiten ergänzt Kitaj in der späteren Malerei um “nervös”-expressive Pinselstriche in der Ausmalung der Farbflächen. Für diesen malerischen Duktus kann man u.a. dem 1966 entstandenen Blatt “Truman in the White House” einen propädeutischen Wert zuweisen: Kitaj fixiert hier nämlich Transformationen von Mondriaans Pinselstrich. Detailausschnitte von den Borstenspuren werden vergrößert und durch…