Johannes Meinhardt
Romane Holderried-Kaesdorf
Zeichnungen und Bilder
Galerie der Stadt Stuttgart, 19.4. – 22.6.1986
Die Werkgeschichte von Romane Holderried-Kaesdorf (1922 in Biberach geboren, lebt in Biberach) wird in der Ausstellung der Galerie der Stadt Stuttgart kontinuierlich vorgestellt, von 1948 bis 1986, mit dem Schwerpunkt auf den 80er Jahren. Die Arbeiten vor etwa 1970 sind dabei weniger interessant, zeigen skurrile und bedrohliche Szenen, die auch im Strich eine gewisse Nähe zu Masken und Gestalten von Ensor oder Kubin erkennen lassen: dichte Strichlagen und -gestrüppe, verknüpft mit monströsen Köpfen und Leibern, schaffen eine Atmosphäre von Beengung und Drohung, die auch ins erschreckend Lächerliche zu kippen vermag. 19697 70 bildet sich eine ziemlich veränderte Arbeitsweise heraus: die Arbeiten sind in einem sehr strengen Sinn Zeichnungen, nützen Farben nur als dazutretende Verstärkungen, schaffen keine Plastik mehr, verzichten auf Schraffuren und Strichlagen; ein bestimmter, spröder, knapper Strich umreißt Figuren, die in erstarrten Posen gehalten werden, in einem strengen Profil oder in übertriebenen, verzerrten Körperhaltungen. Die Sujets sind weitgehend festgelegt, ein Katalog von Haltungen, Gegenständen und Kleidungsstücken: Männer mit Hut (im Anzug), Frauen in verschiedenen Haltungen, Schemel, Badewannen, Stühle, Büffets, Boote und kleine Schiffe; dazu eine geregelte Anzahl von starren Körperhaltungen und Gesten.
Diese Elemente bilden ein System, in dem fast vollständig alles mit allem kombiniert werden kann, in dem Repetitionen, kombinatorische Abwandlungen und Wiederholungen in unterschiedlicher Größe auf dem Blatt zusammenmontiert werden: kleine Maschinen aus banalen Einzelteilen, ohne Ausdruck und ohne Gewicht, funktionierende Verknüpfungen von Elementen der Kombinatorik. Solche Kopplungen bilden nicht nur das Sujet, indem etwa verschiedene…