Noemi Smolik
Roman Buxbaum
Galerie U Recickych, 28.2. – 15.4.1991
Man betrat die Galerie, die sich mitten in Prag in einem alten Haus befindet, und stand vor der Rückwand eines großen Schrankes. Man mußte zuerst entlang der Wand um den Schrank herumgehen, um in den länglichen Raum gelangen zu können. Und da stand man gegenüber einem anderen Schrank. Zwei gleich aussehende Glasschränke standen sich gegenüber, zwischen denen ein roter Teppich lag. In den Regalen der Schränke waren Reihen von Fotos, die sorgfältig eingerahmt waren, aufgestellt. Zwei gleiche Motive waren immer wieder auf den Fotos zu erkennen. Es waren die Mundpartien des Diktators Stalin und seines tschechoslowakischen Kollegen Klemens Gottwald. Diese gedruckten Fotos genauso wie die Schränke fand Roman Buxbaum in einem sowjetischen Verlagshaus, das nach der Novemberrevolution 1989 in Panik verlassen und seinem Schicksal bis heute überlassen wurde. Doch vorher wurden noch die nicht mehr brauchbaren Fotos dieser beiden Diktatoren zerschnitten und als Karteikarten benutzt.
Im nächsten Raum der Galerie, der eine gewölbte Decke mit romantischer Malerei hat, hängte Roman Buxbaum an einer Wand Fotos von Kriminellen auf, die um die Jahrhundertwende aufgenommen worden waren. Ihnen gegenüber übertrug er direkt auf die Wand Unterschriften verschiedener bekannter Persönlichkeiten. Eine klassische Frauenbüste aus weißem Gips war das einzige freistehende Objekt in diesem Raum.
Im dritten Raum war auf dem Boden ein Kreis aus 250 Porträts berühmter Bürger der ersten Jahrhunderthälfte, die dem Schweizer Aargauer Umfeld entstammten. Sie waren eigentlich Hüllen von Druckclichés, die eine Zeitung als nicht mehr brauchbar weggeworfen hatte. Um den Kreis herum standen…
