Jutta Schenk-Sorge
ROLYWHOLYOVER A CIRCUS for museum by John Cage
Museum of Contemporary Art, Los Angeles,12.9. – 28.11.1993
The Menil Collection, Houston, 14.1. – 3.4.1994
He didn’t intend much else with this show, besides throwing a lot of ideas in the air, like the balls they juggle in the circus”, resümiert Judie Lazar, die nach John Cages Tod jetzt die Aufführung seiner umfangreichsten “Ausstellungspartitur” besorgte. Bereits der lautmalerische Titel umschreibt, eine Wortschöpfung von James Joyce aufgreifend, den spielerischen und dynamischen Charakter, das Unvorhergesehene und Offene des Unternehmens. Dabei steht weniger der Jongleur selbst im Rampenlicht als seine Bälle, da sie viel Diskussionsstoff aufwirbeln. Die Schau wird in drei Räumen inszeniert. Der erste stimmt den Besucher ein, stellt Tische zum Schachspielen und Kataloge und Materialien zu Cage und seinen Künstlerfreunden zum Lesen bereit. Eine Einladung zu gleichberechtigter Partizipation, die integral zu Cages Kunstverständnis gehört. Denn der Besucher soll sich auch seinen eigenen Reim auf die weiteren im Raum verteilten Objekte machen, rund 20 Leihgaben von ebensovielen Museen und Sammlungen im 30-Meilen-Umkreis des MOCA. Nach dem Zufallsprinzip aus Listen dieser unterschiedlichen Institutionen ausgewählt, lassen sie Ungewohntes zusammentreffen, etwa eine Zeichnung von Käthe Kollwitz, einen Seehundschädel, vier Kanaldeckel und ein Filmkostüm von Ingrid Bergman. Die Objektivität des Zufalls ersetzt somit die Subjektivität jeder Selektion. 1991 führte Cage in München bereits ein ähnliches Projekt durch, mit dem er die gewohnten Kriterien zu sammeln, zu klassifizieren und zu präsentieren in Frage stellt und ihre Relativität veranschaulicht. Allerdings erscheint dieser Part des Konzepts von der Entwicklung bereits überholt….