Andreas Quappe
ROLLO – Kunst als Dekoration?
Kunstmuseum Cottbus, 17.8. – 13.10.1991
Papierne Faltrollos archaischen Designs, wie man sie in der DDR für um die fünf Mark herum erstehen konnte, sind eigentlich simple Gebrauchsgegenstände. Doch fingen sie seit Mitte der 80erJahre an, sich in den Ateliers vor allem der neuexpressiven Künstler einer jüngeren Generation massenhaft in Kunstgegenstände zu verwandeln. Vergleichbares gibt es in der älteren Kunstgeschichte, doch dies als Parallele oder gar als Inspirationsquelle zu bemühen, wäre Akrobatik. Die immanenten Möglichkeiten des preiswerten Materials aber – es ist leicht, gut transportierbar, es hat eine Struktur, und man kann es in den Raum hinein hängen, es trägt den Reiz des Spontanen: es ist anders – trafen sich mit den Intentionen einer Reihe von Künstlern, die nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten jenseits des gerahmten Gemäldes suchten. Es galt, wenigstens den Raum zu erobern, auch, Gemeinschaft zu zeigen und zu pflegen. Die eigene, furiose Kunstwelt, lange von der real-tristen verabschiedet, war vollständig. In der Tat läßt sich für den aufbrechenden Aktionismus in den 80er Jahren, der sowohl therapeutisch nach innen als auch trotzig nach außen gerichtet war, kein treffenderes Gleichnis finden als eben das Rollo. Dessen Funktion besteht ja darin, zwischen Welt und persönlichem Schutzraum eine Grenze zu bilden und zu markieren.
Nein, nicht: ROLLO-Kunst als Dekoration. Der Ausstellungstitel ist zwar als Frage formuliert, aber rhetorisch gemeint. Nur beim ersten Mal, bei der schon sagenumwobenen Intermedia I, die 1985 im Kulturhaus Coswig stattfand, spielten Rollobilder den Part der Illumination der “live acts”. Die fragilen Gebilde sind auch nicht…