Max Glauner
Rolf Iseli
»Zeitschichten. Les strates du temps«
Kunstmuseum Bern, 18.12.2009 – 21.3.2010
Bern, Kunstmuseum, der enge Anbau aus den 1970er Jahren, Kellergeschoß. Oben zeigt man unter dem Titel „Farbe und Licht“ Giovanni Giacometti, den duftig-helle Berge malenden Vater des Bildhauers. Die Treppe hinunter ist in einem Zeitsprung von 100 Jahren die Ausstellung „Zeitschichten“ des Berner Künstlers Rolf Iseli, Jahrgang 1934, zu sehen. Während man oben auf Nummer sicher setzt, ist der breite Erfolg unten nicht unbedingt garantiert. Denn das in Bern monografisch präsentierte Werk Islis zeigt sich nach einem furiosen Auftritt des jungen Künstlers auf der internationalen Bühne mit seinen nachfolgenden Brüchen und Verweigerungen, eigensinnigen Material- und Formfindungen – Erde, Draht, Nägel auf Papier, großformatigen Radierungen, archetypischen Landschaften und Schattenfetischfiguren – gegen den konsensliebenden Geschmack widerständig. So kommt die auf sieben Räume verteilte Berner Werkschau, die mit ihrem kryptischen Titel „Zeitschichten“ eigentlich keine sein möchte, einer Heimholung gleich. Denn sie ist trotz Ankäufen, Einzel- und Gruppenausstellungen des Kunstmuseums Bern, vor Iselis sechsundsiebzigsten Geburtstag die erste umfassende Soloshow in seiner Heimatstadt.
Das Bild, das vor über einem halben Jahrhundert für einen Skandal sorgte, ist auch da, gleich im ersten Kabinett mit einer Reihe von Arbeiten, die sich gekonnt in die informelle Malerei der Zeit einreihen: ein überdehntes Querformat, bloß 61 Zentimeter in der Höhe, 130 in der Breite. Auf weiß grundierter Leinwand entwickelt sich ein Netz aus raschen, gestisch nervösen Schraffuren. Die schwarze Ölfarbe, direkt aus der Tube aufgetragen, formt einen Cluster, der sich nach links verdichtet, während er sich nach rechts…