Cool Club Cultures
»Rock my Religion«
Dan Grahams Schriften
Wer Lust auf geheime Geschichten verspürt, ist bei Dan Graham an der richtigen Adresse. Denn der erzähle, wie der Herausgeber von Grahams amerikanischer Essay-Sammlung “Rock my Religion”, Brian Wallis, sagte, die geheime Geschichte der Veränderungen im Nachkriegsamerika, wie sie sich in Konzeptkunst, Rockmusik und postmoderner Architektur als kulturelle Manifestationen zeigen. Demnach hat man es also bei den nun auch auf Deutsch in einer Auswahl gesammelten Schriften von Graham mit einem “Mehr” zu tun, das über den im Vordergrund verhandelten Gegenstand hinausreicht, einem “Mehr”, das auf politische und soziale Kontexte zielt.
Der Zeitschriftenartikel ist das Medium, in dem sich Grahams unterschiedliche Interessen ausdrücken. Seien es monographische Artikel über Judd oder Smithson oder über die Hobbymalerei Eisenhowers. Dabei nutzt er die Form des eigentlich für die schnelle Verwertung gedachten Artikels, um dieser Verwertung widerständige Inhalte zu vermitteln, genauso wie die Funktion von Zeitschriften, um in ihnen über sie hinausgehende Informationen und Zusammenhänge mitzuteilen. Aus dieser Vorgehensweise resultieren natürlich Probleme, bereitwillige Redaktionen zu finden. Viele von Grahams Artikeln führten deswegen ein Nomadendasein. Für die bekanntesten Magazine geplant, landeten sie schließlich in unbekannten Fanzines – bis sie nun zum Buch gebunden einen festen Ort gefunden haben, der zu ihnen nicht besonders gut paßt.
Martin Pesch, in: “Zitty”, Nr. 9/95, S. 235
(auszugsweise zitiert).
Dan Graham: Ausgewählte Schriften. Oktagon Verlag, Stuttgart 1995, 334 Seiten, 76 Abbildungen, 78 DM. Vgl. in diesem KUNSTFORUM-Band das Porträt von Justin Hoffmann über Graham im Kapitel über die “Pop-Denker”.