Jürgen Kisters
Robyn Backen
Galerie am Nil/Kunsthaus Rhenania, Köln, 4. – 15.11.1994
Drei Stufen ging es hinauf, und man starrte in sein eigenes vergrößertes Auge. Vor dem Auge tropfte es. Der Wind blies von draußen entgegen, doch man sah kein Draußen, nur das eigene Auge. Man sah, man spürte, man dachte nach, man war verwirrt. Im gleichen Raum hingen Gummischläuche von der Decke, und aus zwei Dutzend Öffnungen rieselte Wasser in ein Becken, in dem seltsame Kugeln und Kästchen mit Digitalanzeigen schwammen. Diese und weitere schlicht-geheimnisvolle Einzelheiten waren Bestandteile einer Installation von Robyn Backen, die – organisiert vom neugegründeten Kunstförderverein Radar – in der Galerie am Nil im Kölner Kunsthaus Rhenania zu sehen war. Vorbereitet hat Robyn Backen die Arbeit während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in einem Gastatelier, welches das selbstverwaltete Kunsthaus seit einiger Zeit für ausländische Künstler eingerichtet hat.
Ausgangspunkt für die Installation “Verge in rain” (Grenze im Regen; Regenregion) war dann auch die Situation vor Ort: der Ausstellungsraum in dem ehemaligen Lagergebäude einer Spedition im Kölner Rheinauhafen und einige Fundstücke aus der Umgebung. Ausgediente Industriebauten haben stets ihren ganz eigenen Charme, und für jeden Künstler stellt sich zu allererst die Frage, ob es gelingen kann, inmitten einer solchen Örtlichkeit tatsächlich einen künstlerischen Akzent zu setzen und die Kunst nicht einfach an die Eigen-Wirkung des Raumes anzuhängen oder mit ihr in eine Konkurrenz zu treten. In der Galerie am Nil bedeutet das ganz konkret: die schönen schlanken Säulen nicht zu attackieren, sondern zu nutzen, die großen 12teiligen Fenster nicht zu ignorieren, sondern in…