Wolfsburg
Robin Rhode
Memory is the Weapon
Kunstmuseum Wolfsburg 28.09.2019 – 09.02.2020
von Reinhard Ermen
Die Kamera dokumentiert die Zustände einer wachsenden Wandzeichnung und wie zwei Figuren in ihrem Umkreis reagieren, die Wand mit dem Motiv geradezu anspringen, sich unter der Form wegducken oder deren wucherndes Dasein wie in einem rituellen Tanz auffangen und begleiten. Diese Kunst macht Staunen, sie ertastet die Grenzen der Gattungen, derer sie sich bedient, sie passt in keine Schublade und kommt doch daher als das Selbstverständlichste nur Denkbare. Robin Rhode (* 1976) erfindet ein unverwechselbares Zusammenspiel von Performance, Photographie, Film, Zeichnung und Malerei. Bildsequenzen wie diese, sprich: „Nigerian Sands“ (2018) haben den Südafrikaner längst weltberühmt gemacht, umso erstaunlicher die Tatsache, dass die Retrospektive in Wolfsburg, nach 12 Jahren erst seine zweite Museumseinzelausstellung in Deutschland ist. „Memory is the Weapon“, das kämpferische Motto zu dem umfassenden Rückblick wurde bei dem Anti Apartheid-Aktivisten Don Mattera (* 1935) entliehen, dessen Memoiren so überschrieben sind.
Was nicht vorhanden ist, wird auf die Wand gezeichnet, ein Mikrophon, eine E-Gitarre, ein Lautsprecher, ein Klavier. Am Anfang steht der Mangel. Die Langspielplatte liegt zwar realiter am Boden, doch der Tonarm ist nur aufgemalt. Beim Presserundgang in Wolfsburg bekennt Robin Rhode selbstironisch, mit leicht eckiger Emphase, seine Kunst erlaube es ihm, alles zu spielen, auch die Instrumente, die ihm im wahrsten Sinne nicht zur Verfügung stehen. Der Rhythmus, das Setzten der Akzente, das Zählen der Zeit in den kurzen Filmen oder den Bildsequenzen machen sie zu seiner Augenmusik. Die in diesen Szenarien agierenden Darsteller, der Künstler spricht…