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Monografie · von Anselm Crämer · S. 144 - 149
Monografie , 1973

ANSELM CRÄMER
Robin Page

In der Persiflage überleben viele Formen und Themen, die auf keinem Podest mehr reüssieren und zu Unmittelbarkeit oder Pathos kaum noch taugen. Robin Page operiert im Unernst, um einigen Überlegungen wenigstens eine Spur Ernsthaftigkeit zu retten, wo ein Zuviel nur Allergie erzeugt.

Er beginnt seine 24 Objekte offerierende Einzelshow in Gunter Sachsens Hamburger Galerie mit einem Ferngespräch in die kunsthistorische Vergangenheit. Ein Selbstporträt auf Leinwand zeigt den Künstler mit überaus seriöser und beflissener Miene am Telephonhörer, wartend. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein Zettel mit der Nachricht ‘Call Michelangelo’. Der Anschluß klappt teilweise: Das Kabel läuft vom Bild zu einem Telephonapparat, der erst zur Hälfte aus einem Marmorblock herausgemeißelt ist. Periodisches Klingeln löchert die Ohren des Zuschauers mit dem Signal der Vergeblichkeit. Der Kommunikationsversuch scheitert, denn der Heros der Kunst und ewige Fragmentarist Michelangelo war noch nicht so weit.

Heute sind wir soweit: Ein weißer Schaumstoffbilderrahmen trägt nichts als die Inschrift ‘Page Pictorial Placebo’ und lädt den wendigen Kunstfreund ein, auf die Niete mit angewöhnter Kritik oder Zustimmung zu reagieren, so wie der Patient auf die Leerpille. Der Aberglaube versetzt Berge. Das Klischee entlastet den Verstand und ist die letzte Form der Wahrheit.

Mit dieser Arbeitshypothese hat sich der vierzigjährige Kanadier englischer Herkunft vor drei Jahren im Fluxusklima von Köln angesiedelt. Seitdem holzt der ehemalige Holzfäller in Positionen, Empfindlichkeiten und Parteiungen der Kunstszene nicht ohne Snobappeal herum. Mit bastelnder Virtuosität kreiert er dreidimensionale Cartoons, deren in Material und Technik flexibler Objektcharakter den eingebauten Witz nur noch frappanter scheinen läßt….


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