Roberto Ciulli
Über die Systemrelevanz von Kunst
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Der 1934 in Mailand geborene Theaterregisseur Roberto Ciulli, der das Mühlheimer Theater an der Ruhr mitbegründete, von Hause aus Philosoph, spricht über die Systemrelevanz der Kultur in Zeiten der Pandemie und fordert damit einen Diskurs, der dringend geführt werden muss. Beim Alexander Verlag ist gerade das 1.296 seitenstarke Buch „Der fremde Blick – Roberto Ciulli und das Theater an der Ruhr“ erschienen, herausgegeben von Alexander Werwerka und Jonas Tinius.
Heinz-Norbert Jocks: Was ist innerhalb der Kunst angesichts der Pandemie sagbar? Welche Rolle hat sie inne?
Roberto Ciulli: Eine buchstäblich wegweisende. Um darauf zu antworten, muss ich weiter ausholen. Vor dem Ausbruch der Pandemie, die uns alle betrifft, wurden politische Entscheidungen getroffen, und wir stehen vor grundsätzlichen Änderungen, wenn die Welt auch morgen noch existieren soll. Was aus Europa wird, ist eine Frage, die sich uns nicht nur wegen des Brexits aufdrängt. Ebenso akut ist die Frage nach der Rolle von Amerika und China in der Weltpolitik. Wie verhält sich Trump? Wie reagieren die hinter ihm stehenden Eliten auf den Verlust ihrer Macht in der Welt? Was kommt, wenn das sich ankündigende Zusammenbrechen des Finanzkapitals mit allen Konsequenzen für die Ökonomie eintritt? Der Philosoph Noam Chomsky sieht die Gefahr eines atomaren Krieges, da sich Amerika aus Miseren stets mit einem Krieg herausmanövriert hat.
Was sind die möglichen Szenarien?
Was Europa betrifft, so ist der Ausstieg auch anderer Staaten wie Italien aus der europäischen Union möglich. Das würde den Zerfall Europas…