Frank-Alexander Hettig
Robert Wilson
»Portrait, Still life, Landscape«
Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam, ab 1.5.1993
Nachdem Harald Szeemann und Peter Greenaway ihre Betrachtungsweisen und Verbindungen aus den Erwerbungen des Museums zeigen durften, bietet nun der Theatermacher und Künstler Robert Wilson (1941, Waco, Texas) seine Vorstellung und Vorführung der Werke dar.
Seine dreiteilige Inszenierung variiert von einer kühlen, statischen Registrierung und Archivierung bis hin zum szenischen bewegten Spektakel. Zunächst sieht man eine Anhäufung von Kunstgegenständen hinter einem Drahtgeflecht in Regalen. Diese Werke werden nur von einer kahlen Glühbirne, die sich im Inneren der fünf Gerüste befindet, neutral beleuchtet. In diesem Stapelplatz oder Lager, worin sich weder kunstgeschichtliche noch andere archivierende Kategorien erkennen lassen, regiert anscheinend die Willkür, eine Desorganisation, da weder System noch Information in der Gruppierung oder Anordnung besteht oder sich erkennen läßt. Es ist eine pure und anonyme Registrierung des Museumsbesitzes, woraus man, wie in einem Theaterfundus, die Ausstattungsstücke wählen kann. Ankäufe des Museums als Reservoir für Kommentar und Erinnerungen.
Für Wilson ist dies gleichbedeutend mit dem “Portrait”: Man muß die Einzelheiten wie durch einen Fokus ausrichten, ein Detail erkennen, sich zum Objekt hinbewegen, und doch kann man es nicht berühren.
Ein anderer Blickwinkel und Wahrnehmungsprozeß der Kunstgegenstände ergibt sich im Mittelschiff, im Rumpf seiner Präsentation. In einem dunklen Gang verwendet Wilson in verschiedenen Kabinetten Kunstwerke und Gegenstände wie Requisiten für ein Theaterstück ohne Schauspieler. Die Inszenierungen spielen sich in unterschiedlichen Sehdosen ab, die man, wie Etalagen, nicht betreten kann. Diese “Stilleben” in den zehn Lichträumen haben durch ihre Arrangements, Licht- und Toneffekte einen surrealen…