Robert Watts:
wissenschaftlicher Mönch
Von Larry Miller
In den Jahren 1957 und 1958 erarbeiteten Robert Watts, George Brecht und Allan Kaprow an der Rutgers-Universität einen Projektvorschlag mit dem Titel “Project in Multiple Dimensions”1. Mit diesem Paper, in dessen Einleitung es heißt, “der wahre Künstler ist auch ein Entdecker”, wurde die bescheidene Summe von 13.360 Dollar für Forschungszeit, Materialien und Ausstellungsvorbereitungen beantragt. Es ist ein außergewöhnliches Dokument, das Wissenschaft und Kunst verbindet, das die Bedeutung von “Avantgarde” revidiert und das einen entscheidenen Anteil des Betrachters an der Entstehung des Kunstwerks entwirft. Watts und Kaprow waren an der Kunstfakultät der Rutgers-Universität tätig, die ein fruchtbarer Nährboden für neue Kunstrichtungen wurde. Watts, der zum Künstler gewordene frühere Ingenieur, und Brecht, der als Chemiker und Künstler arbeitete, hatten sich während gleichzeitig stattfindender Ausstellungen kennengelernt, und ihre langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit fing mit Unterhaltungen bei regelmäßigen gemeinsamen Mittagessen an. Als Maler waren beide an Jackson Pollocks Methoden interessiert gewesen, und außerdem wollten beide die Kunst in einen größeren Zusammenhang als den konventionellen Rahmen der Galerien stellen. Ihr wissenschaftlicher Hintergrund wirkte sich nachhaltig auf ihre Kunst aus. Sie verspürten einen kreativen Drang, von der geregelten Denkweise der wissenschaftlichen Methodologie wegzukommen, doch als Künstler profitierten sie gleichzeitig vom allgemeinen Ziel der Wissenschaften, die Forschung auf alle Gebiete auszudehnen. So wurden sie zu experimentellen Konzepten stimuliert, die sich von den gradlinigen Entwicklungen innerhalb der akademischen Kunsttheorie befreiten.
Watts sagte, daß er in seiner Studienzeit an der Columbia-Universität, wo er mit dem Master of Arts abschloß, “den Modernisten in die Falle gegangen”…