Johannes Meinhardt
Robert Rymans Gleichgültigkeit
Robert Ryman, Tate Gallery, London, 17.2. – 25.4.1993
Eine Retrospektive von Robert Ryman wäre gerade für ein deutsches Museum naheliegend gewesen: Zum einen ist Robert Ryman, der lange ziemlich unbekannt bleib, schon 1967, dem Jahr seiner ersten New Yorker Einzelausstellung, von Heiner Friedrich und Konrad Fischer entdeckt und seit 1968 ausgestellt worden, zum anderen zeigen die Hallen für neue Kunst in Schaffhausen seit 1983 permanent eine umfangreiche und sehr engagierte Auswahl aus seinem Werk (die aus den Ausstellungen der Züricher InK hervorgegangen ist) – deren Niveau sich, in direktem Vergleich mit der Retrospektive in der Tate Gallery, wieder einmal deutlich beweist. Trotzdem berührt diese Retrospektive den deutschsprachigen Raum nicht: Von London reist sie nach Madrid, New York, San Francisco und Minneapolis weiter. Sie setzt mit Rymans erstem Gemälde “Orange Painting” von 1955 ein und reicht bis zu drei Arbeiten aus dem Zyklus “Version” von 1991/2 (der ganze Zyklus befindet sich in Schaffhausen); sie umfaßt 81 Arbeiten.
Robert Ryman arbeitet seit fast 40 Jahren an einer stillen, geduldigen, völlig unspektakulären, aber strengen Befragung der Malerei. Er hatte sich weder mit der Toterklärung der Malerei zufriedengegeben, die im Minimalismus der 60er Jahre erfolgt war und die die Differenz zwischen dem Gemälde als einem Gegenstand “illusionärer” und “relationaler” Erfahrung und dem Gemälde als einem bloßen – und sei es auch spezifischen – Objekt einfach kassiert hatte, noch hat er sich der Malerei bedient, um die gesellschaftliche und imaginäre Wirklichkeit der Medienbilder und ihre alltägliche Wirkung darzustellen, wie das die Pop-art in…