Jolanda Drexler
Robert Rauschenberg
Travelling ’70 – ’76
Haus der Kunst, 9.5. – 14.9.2008
Die Eröffnung der Ausstellung von Robert Rauschenberg (*1925) im Haus der Kunst am 8. März hatte nur den einen Makel, dass der charismatische Künstler mit breiter Öffentlichkeitswirkung krankheitsbedingt nicht anreisen konnte, wie dies noch bei der ersten Ausstellungsstation in Porto – obgleich nach Schlaganfällen an den Rollstuhl gefesselt – der Fall gewesen war. Bereits vier Tage später erreichte uns die Nachricht, dass dieser effizienteste und phantasievollste Motor der New Yorker Kunstszene ab den 50er Jahren, dem unter den zahllosen Auszeichnungen als erstem Nordamerikaner 1964 der Große Preis für Malerei der Biennale in Venedig verliehen worden war, und der sich dennoch niemals auf seinen Lorbeeren ausruhte, sondern stets ein Suchender war und von Neuem anfing, im Alter von 82 Jahren in seinem Haus auf Captiva gestorben ist. Bezeichnend für diesen außergewöhnlichen Künstler ist, dass er sich selbst eher als „Müllmann“ sah, als einen, der sozusagen mit Abfallmaterial auf gleicher Höhe zusammenarbeitet, während in seinen Nachrufen nachvollziehbar hymnisch die Rede ist von einem „Titan der Kunst“, einem „Proteus der Moderne“ oder schließlich „dem Picasso der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“.
Ohne Überhöhung konstatiert man, dass bei Rauschenberg der Strom einer schier unfassbaren Kreativität und Produktivität, befördert durch ungebrochenen Spieltrieb und Entdeckerlust, unablässig zu fließen schien, dass er immer denkbar weit entfernt von Attitüden, Werthierarchien oder Kunstdogmen stand. Obwohl er mit allen wesentlichen Kunstströmungen ab den 50er Jahren zu tun hatte bzw. sie sogar anregte, unterschied er sich doch auch…