Justin Hoffmann
Robert Rauschenberg
»Haywire«
Aktionsforum Praterinsel, München, 22.3. – 19.5.1997
Welche Vorteile besitzt ein elektronisch unterstütztes Kunstwerk? Eine aktuelle Frage, die sich, wie die Ausstellung vermuten läßt, Robert Rauschenberg bereits in den 60er Jahren gestellt haben dürfte? Vielleicht liegt sein Vorzug in der Produktion von Bewegung. Die Kunst besteht nicht mehr in einem statischen Objekt, sondern wird zum Medium einer kinetischen Mitteilung. Sie entwickelt sich zu einem von technischen Impulsen gesteuerten Automaten. Einer Maschine gleich, laufen selbständig verschiedene Prozesse ab, welche letztlich die Zeitlosigkeit des Werks und die Autorenschaft des Künstlers in Frage stellen. Mit einer bewegten Darstellung ist zudem eine höhere Aufmerksamkeit beim Betrachter verbunden. Bewegliche Dinge locken das Auge an und unterhalten es. Dabei nähert sich das bewegte Bild dem Film an, auch wenn es an die Materialität eines Objektes gebunden bleibt. Unwillkürlich gerät es jedoch in Gefahr, sich in ein Spektakel für Schaulustige zu verwandeln.
Unter den Titel “Haywire” hat das Aktionsforum Praterinsel die wichtigsten technologischen Werke von Robert Rauschenberg zusammengestellt. In der Serie der “Carnal Clocks” (1969) wird Bewegung durch Lichtregie evoziert. Lichtpunkte tasten in der Art von Uhrzeigern eine Bildfläche ab; eine Glühbirne zeigt die Minuten, eine andere die Stunden an. So sind immer nur bestimmte Teile der fotografischen Bilder der Boxen deutlich sichtbar. Nur mittags und um Mitternacht leuchten alle Glühbirnen für 2 1/2 Minuten auf. Um den Interessierten diesen Anblick zu ermöglichen, veränderte die Institution eigens ihre Öffnungszeiten. Die Bildflächen zeigen jeweils eine monochrome Collage aus Fotos von Geschlechtsteilen, Tieren und Pflanzen. Die Lichtregie unterstützt…