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Monografie · von Margit Staber · S. 112 - 122
Monografie , 1975

MARGIT STABER
Robert Motherwell

Man kann die Bilder und Collagen von Robert Motherwell als eine Verbindung von europäisch geschultem Geschmack und amerikanisch unverbrauchtem Raum- und Farbempfinden definieren. Dann läßt sich sein Werk ablegen im ästhetisch gesicherten Bereich der Kunst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. Motherwell beherrscht seine Mittel, es gelingt ihm, den Anschein mühelosen Gelingens zu erwecken. Da stimmen die Flächenverhältnisse, die Farbverläufe, fügen sich kontrollierender Bildaufbau und spontane Geste widerstandslos ineinander. Erfundene Zeichenwelten beleben die Bilder; gefundenes Material aus der alltäglichen Wirklichkeit, strukturiert die Collagen und wurde offensichtlich sowohl wegen seiner stofflichen und farblichen Substanz gewählt, wie wegen der biografischen Substanz, die an Menschen und Ereignisse erinnert.

Robert Motherwell kommt vom abstrakten Expressionismus her und kann heute den Farbfeld-Malern zugerechnet werden. Auch die Collage ist bei ihm in Malzonen eingebaut, die der Duktus der Pinselführung moduliert. Die Malerei und die Collage sind für Motherwell gleichwertige Ausdrucksmittel, die er seit den 40er Jahren verwendet und je in über Jahre sich erstreckenden thematisch benannten Werkreihen auslotet. Thematik? Was kann das bei einem Maler bedeuten, der sich mit einer abstrakten Syntax identifiziert und diese als Mittel zum Zweck versteht, um die Empfindungen, die der Gang des Lebens in ihm auslöst, anderen Menschen als Maß ihrer eigenen Empfindungen zu übermitteln?

Man muss die Bilder mehr noch als die eingänglicheren Collagen genau betrachten, miteinander vergleichen, möglichst über längere Zeiträume, damit man die emotionalen und auch die intellektuellen Verschlüsselungen versteht, die Motherwell darin verborgen hat und hinter dem schönen Schein der Ästhetik versteckt. Mit fast 60 Jahren…


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