Jutta Schenk-Sorge
Robert Morris
»The Mind/Body Problem«
Guggenheim Museum, SoHo, 16.1. – 4.4.1994
Solomon R. Guggenheim Museum, New York, 4.2. – 17.4.1994
Robert Morris’ künstlerischer Status bleibt umstritten. Daran ändert auch diese mit 170 Werken bisher größte Retrospektive nichts. Eine gewisse Skepsis hat sich sogar in den Katalog eingeschlichen, der die Problematik seines Werkes direkt anspricht. Morris, der als Maler begann, gelangte mit großformatigen, geometrischen Skulpturen ins Rampenlicht und festigte seinen Ruf als Minimalist und scharfer Denker durch einflußreiche Schriften, die das neue Kunstverständnis definierten. Doch während das Publikum noch seine Theorien diskutierte, war der Künstler längst weitergezogen. Wechsel als Konstante entspricht diesem nervösen Temperament. Denn Morris erweist sich als versatiler Geist, dem es nicht um Prinzipien, sondern um den Reiz neuer Denkaufgaben geht. Kaum ein Medium, kaum eine künstlerische Idee oder Strömung, die er in der Folge unversucht an sich vorbeigehen läßt. Der Minimal-art folgen Concept-art, Process-art, Anti-form, Land-art, Raum- und Toninstallationen, dann neue Expressivität in den “Firestorm”- und “Burning Planet”-Serien und schließlich Rückkehr zur Malerei mit (von Jüngeren entwickelten) Bild/Text-Kombinationen samt Appropriation. “There has never been a consistent look to Morris’s art, only a consistent cleverness.” Eher milde formuliert Peter Schjeldahl eine verbreitete Einschätzung, während Roberta Smith von der “New York Times” ihn als “artistic kleptomaniac” anprangert. Eigentlich sollte ein heterogenes Werk heute kein solcher Stein des Anstoßes mehr sein. Morris allerdings strapaziert die Glaubwürdigkeit. Denn während er damals so entschieden minimalistisch theoretisierte und entsprechende Skulpturen präsentierte, schuf er gleichzeitig mindestens ebenso viele Werke, die den eigenen Postulaten nach ganzheitlicher Form,…