Robert Longo
Das Poetische für mich ist eine höhere Form der Gerechtigkeit
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Im Leben des 1953 in Brooklyn geborenen Künstlers Robert Longo spielt Musik eine große, bisher in Berichten über ihn nur wenig berücksichtigte Rolle. Dabei ist er nicht nur ein exzellenter Zeichner des großen Formats, der mit Kohle eine nuancenreiche Welt zwischen Schwarz und Weiß erschafft, sondern auch ein passionierter Musiker, der schon in jungen Jahren in Bands spielte. Auf die Beziehung zwischen beiden Medien kam die Rede im Gespräch durch den Zufall, dass bereits morgens um 11 Uhr von draußen aus dem Studio in New York laute Rockmusik drang. Im Laufe des Gesprächs sprach Longo auch darüber, wie es immer wieder dazu kommt, dass er als Künstler unfreiwillig politisch wird.
Heinz-Norbert Jocks: Die laute Rockmusik, die draußen auf dem Flur von weitem aus deinem Studio zu hören ist, erinnerte mich daran, dass du bereits in jungen Jahren in Bands gespielt hast. Offensichtlich pflegst du eine intensive Beziehung zur Musik.
Robert Longo: Ja, das stimmt. Als Kind wuchs ich in einem musikalischen Elternhaus auf. Mein Vater liebte Opern über alles. Das hatte nicht nur starken Einfluss auf mich, sondern auch auf meine Schwester, die Opernsängerin wurde und am Broadway auftrat. Dies habe ich offensichtlich an meinen mittleren Sohn weitergegeben, der ein angehender Rockmusiker ist. Als Kind lernte ich diverse Musikinstrumente und spielte bereits als Zwölfjähriger in einer Band, die Songs der Beatles und anderer Bands coverte. Da die Beschäftigung mit Kunst an der Uni mich…