Annelie Pohlen
Robert Kusmirowski
»Ansichten vom Künstlersein«
Van Abbe Museum, 5.6. -11.9.2005
Der eine Raum ist sparsam eingerichtet, der andere voll gerümpelt. Der eine lenkt in großformatigen, fotografischen Ablichtungen und einer zarten Wandzeichnung die Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der – nimmt man Bild und Zeichnung ,beim Wort’ – zu Fuß von ?od? nach Paris wanderte. Der andere zeigt ein Milieu, in dem rein gar nichts zu längerem Verweilen animiert. “Double V”, 2003, ist die Rekonstruktion eines Künstlerateliers, oder, um bei der Wahrheit zu bleiben, die Inszenierung der Vorstellung eines Künstlerateliers im sozialistischen Polen aus der Sicht des 1973 in Lodz geborenen und in Lublin lebenden Robert Kusmirowski.
Man betritt einen düsteren Raum, in dem alles, was auf dem Boden herumsteht, an den muffigen Wänden fest installiert oder abgestellt ist, wie die Hinterlassenschaft irgendeines Menschen aussieht, auf dessen Rückkehr man eher nicht spekulieren wird. Kellerstimmung in einem Haus, das vor Jahren vielleicht einmal genutzt wurde, das zum umstrittenen Erbfall geworden ist, das zum Abriss bestimmt ist? Oder irgendetwas dazwischen. Der Grundton schlingert zwischen Braun und Grau. Da leuchtet allenfalls der rote Aufdruck von einem Zementsack, der aufgerissen, aber wohl noch nicht benutzt neben einem rüden Werkstisch auf dem Boden liegt, oder von einer abgestandenen Werbung für das Magazin Sztandar Ludu. Von einem angegrauten Bild ,grüßt’ Lenin; irgendwo hängt so etwas wie ein Mantel oder Arbeitskittel. Die notwendigen Installationen für Strom, Wasser etc. sind vorsintflutlich. Nichts lädt zum Verweilen ein. Nur, warum ist diese Neonröhre über dem Waschbecken nicht ausgeschaltet? Logischerweise ist sie dort…