Renate Puvogel
Robert Gober
Galerie Hetzler und Galerie Gisela Capitain, 7.10.- 5.11.1988
Die New Sculpture aus New York hat – zumindest in Europa – ähnlich Furore gemacht wie seinerzeit Duchamp mit seinen ersten Ready mades und wie 50 Jahre später die Popart. Und es geht ja auch um verwandte Phänomene. Als Ärgernis wird Kunst besonders dann empfunden, wenn sie ganz unverstellt die Normalität des täglichen Lebens ins Visier nimmt.
Wieder kommt dieser Schub aus den USA, wo man viel radikaler und, wie man in Europa glaubt, unreflektierter auf die Alltagskultur reagiert.
Als Ileana Sonnabend im Herbst 1986 New Yorks New Sculpture vorstellte, war Robert Gober nicht mit von der Partie. Er fehlte auch in der Maenz-Kollektion “New York New” von 1987 und in der Ausstellung “New York in View” , die Zdenek Felix im Frühjahr im Münchner Kunstverein veranstaltete.
In Chicago trat er hingegen im Sommer gemeinsam mit Jeff Koons und Hahn Steinbach auf. Diese unvollständige Liste nur, um anzudeuten, daß man wohl allzu vorschnell eine Reihe eigenständig arbeitender amerikanischer Bildhauer und Maler unter dem Begriff “Tropical Art” in einen Topf geworfen hat und nun im nachhinein den schillernden Pulk wieder auseinanderdividieren muß.
Obgleich Gober 1983 ausgerechnet mit porzellanenen Waschbecken ä la Duchamp die Öffentlichkeit verunsicherte, hat er sich von dem Erfinder des Ready made weit entfernt: Gober fertigt seine Skulpturen selbst an und sein Interesse gilt ganz anderen Fragen. Mit seinen Alltagsrequisiten nähert er sich der Wirklichkeit an, ohne in deren Fundus zu greifen und, wie Koons oder Steinbach zuweilen, etwa massenhaft produzierte Fertigware zur…