Dieter Daniels
Robert Filliou und das Prinzip der Äquivalenz
1926-1987, zum Gedächtnis
Kunsthalle, 6.8.-11.9.1988
Es fing an mit einem roten Socken, der in Fillious Wohnung zufällig in einem Holzkästchen herumlag. Ein Besucher, der sich seine Arbeiten ansah, vermutete ein Werk und fragte, was denn das sei. Filliou antwortete, es sei eben ein roter Socken in einem Kistchen – nicht mehr und nicht weniger. Später lokalisierte er in dieser Begebenheit die Initial-Zündung zur Idee des “Prinzips der Äquivalenz”. Dieses Prinzip findet seinen Ausdruck in einer der größten Arbeiten der Düsseldorfer Ausstellung “Gut gemacht, schlecht gemacht, nicht gemacht” (1968, ausgestellt auf der documenta 6, 1972). Filliou behauptet oder besser demonstriert hiermit die völlige Gleichwertigkeit von etwas gut, schlecht oder nicht Gemachtem, und in mathematischen Schritten von 3x3x3x3x3 wird aus dem roten Socken in einem Kästchen ein großes Tableau von 2×10 Metern. Pure Größe ist bei Filliou gewiß kein Kriterium, aber mit dieser Arbeit ist eine seiner zentralen Aussagen getroffen. Aus einem trivialen Mißverständnis entwickelt sich ein philosophisches Paradigma. Denn mit der Aufhebung des Qualitäts-Denkens in der Gleichwertigkeit von gut, schlecht oder gar nicht ist auch der Weg frei für die Nutzung des trivialen, naiven und ephemeren. Filliou wollte nie AntiKunst machen, denn der Angriff des “Anti” erfordert seinerseits eine Taktik und ein Feindbild, was ihm völlig fremd war. Es ging ihm um die positive Nutzung der Energien, den unsinnigen, kindlichen, zufälligen. Dies führte ihn von der rationalen Wissenschaft der Ökonomie, die er Ende der 40er Jahre in Los Angeles studierte, zur “poetischen Ökonomie” seiner…