Stephan Berg
Robert Filliou
Kunsthalle Basel, 26.1. – 17.3.1991
Hamburger Kunstverein, 19.4. – 2.6.1991
Centre Pompidou, Paris, 7.7. – 25.9.1991
Ich könnte niemals das tun, was diejenigen tun, die eine Kunstschule besucht haben. Ich zweifle, ob sie tun können, was ich kann. Aber mein Kind kann es.” Dieses Zitat aus Robert Fillious 1969/70 entstandener Arbeit “Spontaneity is fed by Non-Competence” ist mehr als nur eine halb kokett-entschuldigende, halb trotzig-arrogante Polemik gegen die kreativitätstötende Tradition der Kunstakademien und deren rasternden Uniformitätszwang, wie wir sie aus zahllosen ähnlichen Zitaten kennen. Diese Zeilen enthalten das Credo eines großen Autodidakten, für den die Kunst noch das war, was sie sich heute kaum noch traut zu sein: eine universale Utopiemaschine, ein in alle Richtungen und alle Bereiche wirksames Instrument zur Weltverbesserung, das am Ende die Identität von Kunst und Welt garantiert: “Einmal muß die Kunst zu allen Menschen-Kindern, Frauen und Männern auf der ganzen Welt zurückkehren, denen sie gehört.”
Zur Kunst hat der 1926 in den südfranzösischen Cevennen geborene Filliou erst nach einigen Umwegen gefunden. Nachdem er sich 1943 der kommunistisch geführten Untergrundbewegung “Francs-Tireurs et Partisans Français” angeschlossen hatte, wanderte er nach Kriegsende nach Amerika aus, wo er als Hilfsarbeiter bei Coca-Cola das Geld für sein Volkswirtschaftsstudium verdiente. Von 1951-54 hielt er sich in Südkorea auf, um für die Vereinten Nationen an einem Plan für koreanische Wirtschafts- und Entwicklungshilfe mitzuarbeiten. In der Folgezeit lebte er als freier Schriftsteller in Japan, Ägypten und Spanien, ab 1959 abwechselnd in Kopenhagen und Paris, wo er Daniel Spoerri kennenlernte, dem er auch sein…