MARTIN BLÄTTNER
Robert Barry
“Some places to which we can come”
Kunsthalle Nürnberg, 18.9. – 16.11.2003
Aargauer Kunsthaus Aarau, 15.5. – 15.8.2004
Endlich wissen wir, was wir von einem Kunstwerk erwarten dürfen und wie es gelesen werden könnte. Das so betitelte “Artwork with 20 Qualities” zählt in übersichtlichen Wortreihen klar definierte Eigenschaften auf: allusive (anspielungsreich), unique (einmalig), persistent (beharrlich)… Offensichtlich präsentiert uns Robert Barry – der zu den wichtigsten Vertretern der amerikanischen Konzeptkunst gezählt wird – nicht nur leere Worthülsen, sondern demonstriert – wenn auch aus einer Art ironischer Distanz des Selbstinterpreten – die Folgerichtigkeit einer gedanklich orientierten Kunst, die sich nah an der Grenze des nicht mehr sinnlich Erfahrbaren bewegt. Andererseits weiß er wohl selbst am besten, dass solche Zuschreibungen fast beliebig austauschbar und erweiterbar sind, und womöglich noch auf einen bislang unbekannten Kunstbegriff verweisen, der erst noch zu entdecken ist. Die Idee ist es vor allem, die eine sog. Konzeptkunst auszeichnet. Doch für Robert Barry ist der Ort der künstlerischen Reflexion immerhin so bedeutsam, dass ein Text von Marcuse (das in Vinylbuchstaben auf der Wand installierte “Marcuse Piece”) zum Thema der Ausstellung wurde: Einige Orte, zu denen wir kommen können, um für eine Weile frei zu sein, “darüber nachzudenken, was wir tun werden”. Im Gegensatz zu früheren Ausstellungen mit dem gleichen Zitat sind in dieser Retrospektive weitaus mehr als nur leere Räume vorzufinden. Chronologisch wird vorgeführt, dass in den Jahren von 1963 bis 1967 das Quadrat unter dem Einfluss der Minimal Art noch eine große Rolle spielte. Temperabilder und Zeichnungen heben…