URSULA MARIA PROBST
Robert Adrian X
Cultural Collaging
Kunsthalle Wien, 30.11.2001 – 10.2.2002
Angesichts des Internethypes ist es heute kaum vorstellbar, dass die Welt bis vor knapp 15 Jahren noch ohne World Wide Web funktionierte. Adrian X, der in den 90er Jahren eine Reihe von Texten zur wachsenden Kommerzialisierung des Kunstbetriebs als einem Segment der urbanen Eventkultur verfasste, gilt heute als Pionier im kulturellen Transfer von Telekommunikations- und Webtechnologien. Dem Phänomen, dass Adrian X neben seinen Aktivitäten zur Vernetzung auch weiterhin Kunstwerke produzierte, begegnet man in der Kunsthalle mit einer längst fälligen Retrospektive. Das Experiment des Kurators Lucas Gehrmann, Adrian X’ Arbeitsmethode der Collage auf die Ausstellung selbst zu übertragen, läuft allerdings Gefahr, die Bilder, Objekte und Installationen als eine Ansammlung von Bricolagen wirken zu lassen.
Als Anfang der 90er Jahre eine neue politische Haltung in der Kunst und Schlagworte wie Neo-Konzeptualismus oder New Institutional Critique ein enormes Potential an Selbstreflexivität freisetzten, hatte Adrian X bereits in einer Anzahl von Werken wie ,Deep Red’, 1973, oder ,Picasso’s Eye’, 1989/90, durchgängige Kritik am Modernismus und der damit verbundenen Institutionalisierung geübt. Seine Modernismuskritik setzt im Bruch mit der Malerei der Abstrakten Expressionisten Anfang der 70er Jahre an und widmet sich der monochromen Fläche mit Hilfe der Technik von Materialcollagen. An die Stelle des Mythos von Autorenschaft und Objekthaftigkeit tritt in seinem Werk ein offener Werkbegriff, der zur aktiven Beteiligung einlädt.
Gleichzeitig existiert im plastischen Werk von Adrian X eine Dialektik von produktiver Aktivität und passivem Konsum. Besonders signifikant kommt dies in der Serie ,24 Jobs’, 1979, zum…