Sabine Elsa Müller
Rita Rohlfing
»Das Virtuelle im Konkreten«
Clemens Sels Museum, Neuss, 13.9.2015 – 10.1.2016
Bei klarem Himmel ist das Farbenspiel spektakulär, das sich in einem schmalen Fenstersegment des Clemens Sels Museums entfaltet. Unterschiedliche, intensiv aufglühende Rottöne werden von einem strahlenden, aber dennoch sehr sanften, hellen Grün in schönstem Komplementärkontrast angeheizt, in dem sich der Rasen als Bestandteil einer Rauminstallation wichtigmacht. Sobald erste Sonnenstrahlen die Arbeit „ANSCHEINEND“ im Gartensaal des Museums durchdringen, wird die Intensität der Farben und ihres unsteten Wechsels noch einmal gesteigert. Jetzt lässt sich auch vom Park aus beobachten, wie sich Malerei in einen lebendigen Farbraum verwandelt.
Der unmittelbar sinnlichen Wirkung der Arbeiten von Rita Rohlfing (geb. 1964) kann man sich kaum entziehen. Sie arbeitet mit den visuellen Reizen starker Farben, vornehmlich leuchtender Rottöne, und kitzelt den voyeuristischen Nerv mit einem raffinierten Wechselspiel von Zeigen und Verbergen. Aber hinter diesen Verführungskünsten lauert eine komplexe Auseinandersetzung mit dem Geheimnis des Sehens. Wer ihnen verfällt, findet sich bald in einem Dickicht unterschiedlichster Eindrücke wieder, die sich nicht selten scheinbar gegenseitig ausschließen. Die Flüchtigkeit der sensorischen Wahrnehmung findet keine plausible Erklärung und setzt eine analytische Reflexion in Gang, die wiederum zu Korrekturen des eigenen, räumlichen wie mentalen Standorts animiert. Der Erfahrungshorizont weitet sich.
Die seit langem in Köln beheimatete Künstlerin bringt das Museum mit seinen ganz unterschiedlichen Raumsituationen zum Tanzen. Auch nach der Wiedereröffnung bleibt das Mehrspartenhaus für Zeitgenössisches schwierig. Der sperrigen Architektur mit ortsbezogenen Projekten beikommen zu wollen, spricht allerdings für eine ambitionierte Ausstellungspolitik. Mit Rita Rohlfing setzt die Kuratorin Bettina Zeman…