Cynthia Krell
Rita McBride
»Gesellschaft«
kestnergesellschaft, Hannover, 17.10.2015 – 10.1.2016
Die vierseitige Holzskulptur erinnert an einen Hybrid zwischen Kanzel, Stehpult und Studiowand. „Tulip Pulpit“ (2015), könnte wie im Titel zitiert, jedoch auch eine reduzierte Neu-Interpretation der bekannten Tulpenkanzel aus dem Freiberger Dom darstellen. Sie fungiert als Display und Künstlerin-Archiv zugleich: Gezeigt werden in einer tableauartigen Anordnung verschiedene Monografien, Künstlerbücher, Schlüssel, Objekte, Schablonen, Kleinstmodelle von Skulpturen, Skizzen und weiteres Quellmaterial ihrer Praxis. En Miniature wird somit die Werkbiografie und das Referenzsystem der Künstlerin visualisiert. Die Arbeit hallt als Intro nach und bestimmt den Blick auf die weiteren Werke in den drei anderen Räumen dieser Werkschau mit retrospektivem Charakter.
International bekannt ist Rita McBride (*1960) nicht nur als Bildhauerin, sondern auch als Professorin (seit 2003) und Direktorin (seit 2013) der Düsseldorfer Kunstakademie. Zwar hatte sie in den letzten Jahren bereits bedeutende Einzelausstellungen sowohl im Ausland (MACBA, Barcelona 2008; Museum of Contemporary Art San Diego, 2014/2015) als auch in Deutschland (Kunsthalle Baden-Baden/Neuer Aachener Kunstverein, 2000; Museum Abteiberg, Mönchengladbach 2008) – aber bisher noch keine Überblickssausstellung in Deutschland. Mit „Gesellschaft“ hat nun auch Christina Végh, die (erste und) neue Direktorin der kestnergesellschaft, ihr kuratorisches Debüt in Hannover und überlässt der Künstlerin hierfür das gesamte Haus. Die Auswahl von Werken aus den letzten zwanzig Jahren umfasst raumgreifende Installationen, Decken- und Bodenskulpturen, Wandteppiche, Panels und Objekte, die sie oftmals zu Serien oder thematisch verbundenen Werkgruppen zusammenfasst. Zu ihren Interessensgebieten gehören die Architektur, das Design und die Kulturgeschichte, aber auch die strukturelle Auseinandersetzung mit solch abstrakten Begriffen wie etwa „Öffentlichkeit“…