Risiken und Notwendigkeiten
Franziska Nori, Frankfurter Kunstverein
Gegründet 1829 von einflussreichen Frankfurter Bürgern, wird der Frankfurter Kunstverein aus Mangel an Geldern 1855 aufgelöst und unter demselben Namen als Aktiengesellschaft neu gegründet. 1861 kann das eigens errichtete Gebäude in der Junghofstraße bezogen werden, das 1944 bei einem Bombenangriff völlig zerstört wird. Nach dem Vereinsverbot 1948 wieder mit einem Schwerpunkt auf unter dem NS-Regime verbotenen Künstler*innen eröffnet, folgt kurzzeitig ein Haus an der Eschenheimer Anlage. Aus finanziellen Gründen 1950 aufgegeben, zieht der Frankfurter Kunstverein nach einigen provisorischen Quartieren 1962 in das Steinerne Haus am Römerberg. Anlässlich der Einweihung am 8.November hält der damalige Oberbürgermeister Werner Bockelmann eine euphorische Rede: „Diesen Tag haben wir seit Jahren herbeigesehnt. Die Eröffnung des Steinernen Hauses als einer Stätte der Begegnung mit der Kunst unserer Zeit ist ein Ereignis besonderen Ranges; in erster Linie selbstverständlich für Frankfurt, aber darüber hinaus für die ganze kunstinteressierte Welt“. Und Bockelmann schließt mit den Worten: „Möge der Frankfurter Kunstverein in Übereinstimmung mit den Ideen und Plänen der Stadt, in deren Eigentum das Gebäude verbleibt, der Kunst der Zeit dienen, wie es seiner Tradition entspricht. (…) Dieses Haus gehört der Kunst.“ Seit 2014 ist Franziska Nori (*1968, Rom) Direktorin des Frankfurter Kunstvereins.
Sabine B. Vogel: Im Frankfurter Kunstverein sind oft Neuproduktionen von Künstler*innen zu sehen – haben Sie ein eigenes Budget dafür?
Franziska Nori: Nicht qua Institution, wir stellen Anträge für jede Ausstellung und budgetieren so, dass Neuproduktionen eine hohe Priorität haben. Unser Team hat sich über die Jahre eine große Expertise erarbeitet,…