Barbara Steiner
Rirkrit Tiravanija
»ON STAGE«
Ich wurde eingeladen, diesen Text zu schreiben, weil ich angeblich bereits einige Texte über Rirkrit Tiravanija geschrieben habe. Tatsächlich gibt es keinen einzigen Text von mir über ihn. Einzig mit meinem Freund und Kollegen, Andreas Spiegl, veröffentlichte ich zwei Gespräche über Rirkrit Tiravanija, jeweils eins im Abstand von drei Jahren. Anlässlich einer Ausstellung gab ich ein Kochbuch mit ungefähr 15 Zeilen am Beginn, das war aber auch schon alles. Ach ja, ein Interview mit Rirkrit Tiravanija war auch dabei. Dann lud ich ihn zu drei Ausstellungen, genauer zu zwei Gruppen- und einer Einzelausstellung – an drei verschiedenen Orten ein. Das ist aber auch nicht unbedingt viel, wenn man bedenkt, dass dies innerhalb von 7 Jahren passierte. (Demnächst kommt eine weitere Gruppenausstellung dazu.) Warum ich dies erwähne? Mich interessiert die Konstruktion hinter solchen Aussagen. Es geht offensichtlich gar nicht darum, ob ich wirklich viel über Rirkrit geschrieben wie viel Ausstellungen ich tatsächlich mit ihm machte, die Behauptung alleine, zeitigt reale Konsequenzen. (Indem ich etwa hier an dieser Stelle auf der Basis angeblich geschriebener Texte, einen Text über Rirkrit Tiravanija schreibe.)
In den 90er Jahren wurde Rirkrit Tiravanija geradezu enthusiastisch gefeiert bzw. aus denselben Gründen vehement attackiert: Seine Arbeiten stellten für viele eine Antwort auf gesellschaftliche Entfremdung dar, weil er wirkliche Teilhabe, unmittelbare Kommunikation und authentisches Erleben zu versprechen schien. Für seine Fans lieferte Rirkrit Tiravanija eine willkommene Änderung (versteinerter) institutioneller Gepflogenheiten: Ob ein kostenloses Mahl in einem ökonomisch ausgerichteten Kunstbetrieb (303 Gallery, 1992), ob ein Vernissagenessen für mehrere…