Rirkrit Tiravanija
Von Kim Levin
Der Ausstellungsraum als weißer Kubus hat heute mittlerweile durch die Künstler vielfältige Verfremdungen erfahren. Er wurde umgestaltet zur altmodischen völkerkundlichen Ausstellungshalle, zur Amtsstube, zum Forschungslabor. Er wurde entleert, gefüllt, möbliert und belebt oder auch völlig demontiert, bisweilen im wahrsten Sinn des Wortes. Derart heftig äußert sich das Aufbegehren gegen den Purismus der Moderne. Neben der Kritik an der autonomen Form durch die Kunst betrifft auch die Kritik an eklatantem Konsum nicht allein das Kunstobjekt und die Art und Weise seiner Aufstellung, sondern nunmehr auch die Struktur und Natur des Galerieraumes selbst. Dabei setzen sich die Künstler im Extremfall über Grenzen hinweg.
Rirkrit Tiravanija setzt die Rolle der Galerie als Ort des Konsums sehr realistisch um: Er kocht in ihr. Er nutzt den Ausstellungsraum als sozialen Schauplatz – als Arbeitsraum, als Küche, als Ort der Ernährung, der Produktivität, der zufälligen Begegnungen und visuellen Nebenprodukte – und subsumiert damit seine Kunst der Tätigkeit, für die Betrachter Essen zuzubereiten. Es handelt sich weder um eine echte Performance, noch ist es wirklich eine Installation. Was bei mehreren Gruppenausstellungen, an denen er beteiligt war, nach der Eröffnung übrigblieb, waren schlicht die Überreste des Mahls – unzusammenhängende, faulende Speisereste von seltsamer Schönheit. Es handelt sich weder um ritualisierte Relikte à la Beuys noch um kunstvolle Kompositionen à la Spoerri, sondern lediglich um ganz profane Abfälle. Sie sind einfach die Nachwehen eines improvisierten Mahls, die kunstlosen Überreste eines Gelages – schmutzige Küchenutensilien und Pappbecher, leere Konservendosen, offene Gewürzgläser und -flaschen, Plastikbeutel und riesige Kochtöpfe mit…