Rinke – Hand – Zeichner
Staatsgalerie Stuttgart
Kunstmuseum Düsseldorf
Wer bei dem Künstler Klaus Rinke in erster Linie an seine “Primärdemonstrationen” denkt, deren prozeßhafter Ablauf die Relation von Körper, Raum und Zeit aufzeigen soll und an die hierzu korrespondierenden Zeichnungen, die als bildnerisches Diagramm im Sinne einer choreographischen Dokumentation seine Aktionen visualisieren, wird über seine neuesten Zeichnungen im “australischen Tagebuch” überrascht sein. Dieses bislang 539 Blätter – 2000 sind geplant – umfassende Tagebuch entstand während eines Aufenthaltes in einer abgelegenen Region Australiens und es scheint in zweifacher Hinsicht Symbol für die Rückkehr zum Ursprung zu sein: Es ist nicht nur Zeugnis für seine Faszination für die mythischen und kosmischen Bezüge in der Bildsprache der Ureinwohner Australiens, sondern er selbst knüpft mit diesen wiederentdeckten organischen Formen seiner jüngsten Zeichnungen an seine eigenen frühen Arbeiten der 60er Jahre an.
Einen Überblick über das umfangreiche, rund 1000 Arbeiten umfassende zeichnerische Werk hat im Sommer die Staatsgalerie Stuttgart zum ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt, die im Frühjahr 1982 auch im Kunstmuseum Düsseldorf präsentiert wurde. Für Rinke hat offenbar die zeichnerische Ausdrucksform einen elementaren Stellenwert, denn immerhin hat er selbst einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle 1978 den Titel “Meine Plastik ist Zeichnung” gegeben. Grund genug diesem Anspruch einmal nachzugehen.
Zu den wesentlichen Etappen zählen die überraschenden, da weitgehend unbekannten, “grauen Zeichnungen” von 1961/62 aus Reims und Paris. Große organische Formen sind in spontaner Geste, in einem Bewegungsduktus, der vom Zentrum zum Bildrand führt, mit Kohle ins Papier gerieben. Diese Zeichnungen hatten aber keinen autonomen Charakter, vielmehr stand…