Claudia Wahjudi
Rineke Dijkstra / Bart Domburg
»Portraits«
daadgalerie Berlin, 11.9. – 17.10.1999
Die Orte könnten unterschiedlicher nicht sein. Für die Porträts, die während ihres einjährigen DAAD-Stipendiums in Berlin entstanden, hat Rineke Dijkstra die Caspar David Friedrich-Schule gewählt und den größten Park der Stadt, den Tiergarten. Hier die weißen Wände, zwischen denen junge Menschen das Rüstzeug für die Ansprüche der Gesellschaft erhalten sollen; dort die grüne Oase, in der Stadtmenschen die Normen wie Schuhe abstreifen, für einen Augenblick Ruhe finden wollen. Und die Posen der Porträtierten korrespondieren mit den Klischees von diesen Orten.
Rineke Dijkstra hat junge Frauen fotografiert. Die Arme brav am Körper, präsentieren sich die Schülerinnen konventioneller, als sie vielleicht für den Klassenfotografen posieren würden – ihre ganze Aufmerksamkeit gilt der Kamera, als könnten sie sich darin ergründen. Das alte Schülerporträt jedenfalls, noch schwarzweiß, das am Eingang hängt, zeigt Bart Domburg, Dijkstras Lebensgefährten als pfiffigeren Buben. Die jungen Frauen im Park dagegen, etwas älter als die Schülerinnen, geben sich gelöst; die nackten Füße im Gras, den Blick in die Ferne – als ob sie an einem Spiel teil nähmen, der Ball oder die Frisbeescheibe jedoch gerade im Aus lägen. Sie sind ganz bei sich – außer den Spielregeln scheinen hier keine Normen zu gelten. Dennoch spiegeln die Gesichter beider Serien die Zeit des Erwachsenwerdens, den Ernst, der nötig ist, um sich selbst zu entwerfen, und die Unsicherheit darüber, ob man diesem Entwurf genügt. Der grob aufgetragene Lidschatten zwischen all den Pickeln ist da nur das sichtbarste Zeichen.
Jugendliche hat die 1959 geborene…
