Rik De Boe
Vielleicht geht es um die Attraktivität des Beiläufigen, zum Beispiel in der Serie „Raamzicht“. Das sind Rik de Boes Fensterbilder. Er macht die Fenster zu Individuen einer durchaus kleinbürgerlichen, aber ängstlichen Lebensweise, die ihre Behaglichkeit sichert, denn der Blick nach Innen oder Außen ist durch entsprechende Maßnahmen verbarrikadiert. Rollladen, Vorhänge oder Blumentöpfe stellen sich der natürlichen Neugierde entgegen. So muss der Zeichner ganz automatisch bei den Rahmenbedingungen landen. Das Fenster wird zum Zeichengeber eines analytischen Geistes, der sich dem dahinter lauernden Lebensgefühl möglicherweise sogar verbunden fühlt. Eine gewisse Nähe scheint jedenfalls spürbar. Die Vorhänge verraten die Bewohner. Liebevoll registriert de Boe das Spiel des Lichts auf der Gardine, die Schatten auf der Jalousie und die stolz vorgezeigten Spitzen. Der Beobachter registriert wie spiegelndes Glas und Kreuze in der Bildkomposition zu konstruktiven Zufallsorganisatoren werden. Die Ausschnitte verraten den untrüglichen Sinn für sprechende Nebenkriegsschauplätze, die nur in dieser windschiefen Ansicht einen Sinn machen. Und wenn er mal eine idealtypische Totale (nicht nur für „Raamzicht“) nimmt, verblüfft die lapidare Monumentalisierung einer anderen Beiläufigkeit: Die vereinfachte Ansicht eines Kodak-Films in der Schachtel. Es gibt nämlich keine Nebensächlichkeiten, alles ist ‚bildwürdig’ und verdankt sich letztlich einer listigen Zentrierung. Anderswo wird das Großmächtige beiläufig, wenn etwa Rik de Boe Jan Vermeer seziert. Vorsicht Falle! Sicher weicht der Detektiv der Verführungskraft der perfekt inszenierten Szenen aus. Bis zu Unkenntlichkeit verfremdet die Lust am Detail die Originale und bezeichnenderweise sucht er auch da Situationen auf, in denen Fenster eine Rolle spielen. Das Licht interessiert ihn…