Renate Puvogel
Richard Tuttle – Kunstpreis Aachen 1998
Ausstellung »Richard Tuttle – Die Konjunktion der Farbe«
Ludwig Forum Aachen, 12.12.1998 – 14.2.1999
Um sich im lauten, hektischen Kunstbetrieb von heute Gehör zu verschaffen, bleiben den Stillen im Lande nur wenig Chancen. Besonders betroffen von diesem Dilemma sind seit Alters her die Poeten, Zeichner und Bastler unter den Künstlern. Gleich in allen drei Betätigungsfeldern ist der Amerikaner Richard Tuttle zu Hause, ein Künstler, der seit drei Jahrzehnten kontinuierlich und unbeirrbar sein subtiles, abenteuerliches Werk aus Papier, Karton und Holz, mit Farbe, Blei- und Buntstift, mit Nadel, Messer und Schere, mit Faden, Draht und Kordel vollführt. Und man darf die vierköpfige Jury zu ihrer Entscheidung beglückwünschen, Tuttle zum 8. Träger des “Kunstpreises Aachens” erwählt zu haben. Stifter des Preises sind die “Freunde des Ludwig Forums für Internationale Kunst”, die über das mit der Wirtschaft und der Stadt gemeinsam erbrachte Preisgeld von 20 Tausend Mark hinaus diesmal auch die Ausstellung möglich gemacht haben.
Tuttle hat seine dreiteilige Ausstellung im hinteren Teil des Ludwig Forums selbst mit Arbeiten aus den letzten drei Jahren zu einem imaginären Kreis rundkomponiert, wobei zu beiden Seiten des Hauptraumes symmetrisch zusätzlich jeweils vier kleinere Räume wie Mühlenflügel um je einen schmalen Pfeiler kreisen. Das Bewegungsmoment der Räumlichkeiten aufgreifend, findet Tuttle zu einer überzeugenden, für den Betrachter hilfreichen Gliederung des sich so unspektakulär darbietenden Materials. Da Tuttle abwechselnd in der hitzigen Metropole New York und im weit abgeschiedenen, kulturreichen New Mexico arbeitet, sich sein Werk aber nicht nur ortsabhängig sondern auch materialbedingt in…