HELGA MEISTER
Richard Tuttle
Galerie Schmela, Düsseldorf, 20.4. – 14.6.2002
Was waren das für Zeiten, als Alfred Schmela 1957 seine Galerie in der Düsseldorfer Altstadt eröffnete. Er brachte Franzosen und Amerikaner an den Rhein. Fast ohne Sprachkenntnisse wurde er zum wichtigsten deutschen Galeristen der 60er und 70er Jahre. Im kleinen Ladenlokal und später im eigenen, eigenwilligen Turmbau des Holländers Aldo van Eyck betrieb er sein Unternehmen. Ein Original, das Künstler “machte”. Seit dem “Raketenstart”, wie Karl Ruhrberg später seinen Einstand mit Yves Klein nannte, holte er von A wie Arman bis Z wie Zero die Talente ins Haus, mit Joseph Beuys an der Spitze. Mit einem Gespür für Kunst, wie es nur Künstler besitzen. “Wir müssen lange warten, bis wieder solch ein Mann auftaucht”, sagte der Düsseldorfer Akademiedirektor Norbert Kricke 1980 an seinem Grab. Nun knüpft seine Tochter Ulrike Schmela an die große Tradition der Galerie an und eröffnet mit Richard Tuttle.
Tuttle, dieser Poet unter den amerikanischen Minimalisten, spürt den Geist, der einst von diesem Ort und dieser Stadt ausgegangen ist. Inzwischen selbst 61 Jahre alt, hängt er in den Souterrain-Raum der Galerie seine neue 20-teilige Serie “When We Were At Home”, kleine, kobaltblau und rot bemalte Sperrhölzer, die getrennt und doch aneinander gefügt sind, als seien sie zwei Teile eines Ganzen.
Der Farbauftrag ist energisch, aber lasierend, so dass die Holzmaserung und die überlagernden, einander verdichtenden und entgleitenden Striche der dünnflüssigen Acrylfarbe wie Strömungsenergien sichtbar werden. Alles ist aufeinander abgestimmt und wirkt doch wie zufällig entstanden. Die Mitte der fast quadratischen Reliefs…