Sabine Müller
Richard Phillips
Galerie Johnen + Schöttle, Köln, 23.4. – 29.5.1999
Richard Phillips gehört zu den amerikanischen Malern, die sich mit der allgegenwärtigen Bilderwelt der Popkultur auseinandersetzen. Ernstgenommen als Projektionsfläche kollektiver Fantasien, werden die “Images” der Werbe-, Mode- und Pornoindustrie zum Ausgangsmaterial betont akademisch aufgefaßter Portraitstudien.
Phillips’ Vorgehensweise ist so einfach wie wirkungsvoll. Gegen die vermeintliche Beliebigkeit der Bilder in Männer- und Frauenmagazinen setzt er eine ganz präzise, auf gemeinsame Bezüge und Widersprüche abzielende Auswahl. Phillips macht sich genau dieselben Strategien kalkulierter Emotionalität zunutze, die hinter der plakativen Erscheinung unfehlbar ihre Wirkung entfalten. Zwar basiert die schnelle Erkennbarkeit auf Typisierung, doch trägt gerade bei der flüchtigen Rezeption jedes noch so unscheinbare Detail zur Aussage bei. Gleichzeitig ist in der formalen Umsetzung Originalität gefordert, um die Aufmerksamkeit möglichst lange auf sich zu ziehen. Die Mischung aus Allgemeinem und Besonderem macht die jeweilige Attraktivität aus.
Phillips’ Auswahl ist bestimmt durch ganz unterschiedliche, aber für die Bild-Modelle der jeweiligen Epoche signifikante Beispiele, die er zunächst minutiös als Schwarzweißzeichnungen reproduziert, bevor er sie ins große Format überträgt und zu einer in sich geschlossenen Ausstellung arrangiert. Durch den Verzicht auf Logos und Werbeslogans werden die Reproduktionen zu zeittypischen Ikonen. Der gemeinsame, unter der Oberfläche stets virulente Nenner “Liebe, Moral und Sexualität” läßt inhaltliche wie formale Fragen zutage treten.
“My sweet Lord” hebt sich bewußt gegen den Glamour bunter Hochglanzmagazine ab. Das Antlitz von George Harrison präsentiert sich als düstere, an die Pathosformel von Gottvater oder Moses erinnernde Tonskulptur, wie sie 1975 im Playboy erschienen war. Aus der zeitlichen Distanz…