JENS ASTHOFF
Richard Phillips
Kunstverein in Hamburg, 21.9. – 10.11.2002
Schwer vorstellbar zunächst, dass Malerei sich in dem hohen und hallenartig weitläufigen Raum des Hamburger Kunstvereins behaupten könnte. Doch steht man dann in der Ausstellung des Amerikaners Richard Phillips, kommen solche Bedenken nicht auf. Erste Eindrücke sind eher räumliche Stimmigkeit und die Prägnanz visuell sehr starker Setzungen. Knapp 30 großformatige, teils monumentale Bilder füllen den Raum nicht bloß mühelos aus, in ihrem charakteristischen “bigger-than-life”-Appeal scheinen sie solche Dimensionen regelrecht zu fordern. Phillips hat die Arbeiten auf Abfolgen, Blickachsen und motivische Konfrontationen hin arrangiert. So entwickeln die Bilder auch eine Raumordnung, entfalten ein Netz semantischer Verknüpfungen, wechselseitiger Anspielungen und offener Deutungsmuster – auch einer der Aspekte, an dem die konzeptuelle Ausrichtung der Arbeit deutlich wird. Phillips spannt den Raum mit plakativen, klischeeträchtigen Images aus: Ein sekundärer Bilderkosmos, der durchweg dem der Massenmedien entstammt und im Zeithorizont vor allem der 70er Jahre liegt. Bei der Motivsuche wird er vorwiegend in Mode- und Lifestyle-Zeitschriften, Werbung und Pornomagazinen fündig. Phillips’ Bilder zeigen Männer- und, weit häufiger, Frauenporträts und -akte, vereinzelt Tierdarstellungen und im gelegentlich direkten Reflex auf Kunst auch zeitgenössische Skulptur. Mit Verwendung jener zeit- und themenspezifischen Vorlagen betreibt er Malerei im Prinzip als Übersetzungsarbeit – im Katalog zur Ausstellung beschreibt Phillips selbst seine Arbeit als einen “Prozess des Redigierens, der mehrere Phasen durchläuft”.
Phillips’ Ausrichtung auf Motive der Massenkultur lässt sich mit Pop Art und insbesondere die erotischen Inhalte etwa mit Mel Ramos oder Tom Wesselmann verknüpfen, und die Rekontextualisierung des Materials durch malerische Vergrößerung -…