Helga Meister
Richard Long
Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg, 19.1. – 30.3.1997
Richard Long, 1945 in Bristol geboren, wandert noch immer, wie vor jenen 32 Jahren, als er daraus die “Land Art” entwickelte. Dennoch ist er kein Wandervogel. Er hält nichts davon, sich der Natur hinzugeben. Die Gefühle, die die Deutschen üblicherweise mit der Natur verbinden, sind nicht seine. Er sei kein Romantiker, erklärt er im Gespräch, sondern ein Realist. Im Duisburger Wilhelm Lehmbruck Museum erhält der Wilhelm Lehmbruck-Preisträger eine Ausstellung.
Im Museum läßt sich die Wanderung nur im Foto und als Text festhalten. Er sei kein Literat, korrigiert er spontan die Frage nach dem Wert seiner Worte. Sie seien für ihn dasselbe wie die Steine im Kreis oder in der Linie, oder wie der Gang durch die Landschaft; sie seien nur ein anderes Medium.
“Ein Gang durch England vom Atlantik zur Nordseeküste jeden Tag ein Stein aufgehoben und vorwärts getragen zum nächsten Tag, wo er niedergelegt ist an den Platz des nächsten Steins, der aufgenommen wird und so weiter von Tag zu Tag von Stein zu Stein.” So befiehlt er sich selbst, so entwickelt er sein Konzept, und so handelt er beim Wandern über Hügel und durch Täler, von Dorf zu Dorf, wo er mit den Einheimischen spricht und in ihren Gasthäusern seine Mahlzeit nimmt.
Der Parallellauf zwischen Text, Aktion und Skulptur sei ein “komplementäres Vorgehen”. Wichtig sei, daß sein Tun in der Imagination weiter wirke.
Diese Handlungen sind eine Geschichte über Materie, Zeit und Raum. Eine Zeit in der Wiederholung, dem Unendlichen näherstehend als der…