Hanne Weskott
Richard Lindner
Kunsthalle Nürnberg 12.12.1986-1.3.1987
Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, Okt. l Nov. 1987
Rupertinum, Salzburg 1988
Kulturhaus, Graz 1988
Richard Lindner gehört so sehr zur amerikanischen Kunst, daß seine deutsche Herkunft fast in Vergessenheit geraten ist. Wer aber hätte zu berichten gewußt, daß er den ersten, prägenden Teil seines Lebens, Kindheit, Jugend und Studienzeit in Nürnberg zugebracht hat? Er selbst erinnerte sich nicht allzu gerne an diese Stadt. Er bezeichnete sie als böse und hat sie seit seiner Flucht aus Deutschland 1933 nur noch ein einziges Mal betreten. Er hatte sich selbst eine Art Schwur geleistet, daß dort niemals ein größeres oder kleineres Werk von ihm hängen wird. Somit ist es nur dem persönlichen Einsatz von Curt Heigl, dem Leiter der Nürnberger Kunsthalle, zu verdanken, daß die große Lindner-Retrospektive, die 1973 in Paris ihren Ausgang genommen hatte und dann durch Europa gewandert ist, auch in Nürnberg zu sehen war. Darüber hinaus gab es eine persönliche Zusage von Lindner an Heigl, daß dieser in dem damals noch ungehobenen und auch unentdeckten Schatz von Zeichnungen eine Auswahl für die Sammlung der Stadt Nürnberg treffen durfte. Die 10 Jahre, die es dann noch bis /um endgültigen Kauf aus dem Nachlaß – Lindner starb mit 77 Jahren 1978 in New York – gedauert hat, sind jedenfalls den Lindnerschcn Aversionen gegenüber Nürnberg nicht mehr anzulasten.
1985 wurde ein Konvolut von 47 Arbeiten auf Papier erworben; eine Zeichnung wurde von Lindners Witwe geschenkt. Heigls Auswahl richtete sich klug nach den beiden Gemälden, die bereits in seinem Besitz waren: »Telephone« von 1966…