Johannes Meinhardt
Richard Estes
Die komplette Druckgraphik
Galerie Domberger, Filderstadt, 23.1. – 15.3.1991
Richard Estes, geboren 1932, hatte bis 1966 zehn Jahre lang als Werbegraphiker, Dekorateur und Illustrator gearbeitet; erst nachdem er 1967 als freier Künstler zu arbeiten begann, wurden seine Gemälde interessant; 1968 zeigte er seine erste Ausstellung in der Allan Stone Gallery (New York), und schon die frühen Bilder von 1968 stellen einen ersten Höhepunkt in seinem Werk dar. Seitdem haben sich sowohl die Komplexität seiner Gemälde als auch deren Sujetkonstellationen bis zu einem gewissen Grad verändert, im wesentlichen aber blieben seine Arbeitsweise und seine künstlerische Orientierung dieselben.
Auf den ersten Blick scheint Richard Estes ein Photorealist zu sein, der die einäugige, starre, perspektivische und subjektlose Abbildungsweise der Photokamera von Photos in Ölgemälde transformiert. Damit steht er in einer ganzen Generation von Künstlern, die sich mit dem Verhältnis von Wirklichkeit, Photographie und Gemälde, von Wahrnehmung, Abbildung und Bild beschäftigen (Gerhard Richter und Sigmar Polke begannen ihre Arbeit 1963 mit einem “Kapitalistischen Realismus”). Frühe Arbeiten von David Hockney und Malcolm Morley gehören genauso wie die Pop-art zu dem künstlerischen Milieu, auf das er sich bezieht.
Richard Estes spielt mit Vorliebe mit den optischen Phänomenen der Brechung, Transparenz und Spiegelung, den Wirkungen des Lichts auf perfekt glatten und homogenen Oberflächen; mit den optischen Überlagerungen, Projektionen und Reflexionen auf den Oberflächen moderner industrieller Produkte, auf Glas, Metall, Lack, Keramik, Kunststoff und ähnlichen Stoffen. Die harten Lichter und Schatten, die klaren geometrischen Kanten und Formen dieser technischen Welt erschaffen eine Art von technischer Landschaft, von städtischer…