Renate Puvogel
Richard Deacon
Bonnefantenmuseum Maastricht, 22.11.1987-24.1.1988
Kunstmuseum Luzern, 4.2.-20.3.1988
Fundacion Caja de Pensiones Madrid, 11.4.-29.5.8S
MUHKA Antwerpen, 18.6.-28.8.1988
Der metallfarbene Einband des dreisprachigen Kataloges ist mit mehreren Reihen kreis-, ellipsen- und nierenförmiger Kringel bedeckt: Deacons Notationen während einer Vorbesprechung zu seiner europäischen Wanderausstellung. Man erkennt, daß es sich nicht um Ideenskizzen, sondern um spontane Kürzel bestehender Arbeiten handelt, so wie man ein Konzept stichwortartig festhält. Man entziffert zum Beispiel die beiden Münsteraner Kiepenkerl-Skulpturen oder die der Krefelder Ausstellung “Anderer Leute Kunst”, deren Titel eine Skulpturen-Reihe Deacons abwandelt. Auch Wand- und Bodenstücke dieser Ausstellung kann man en miniature ausfindig machen. Statt in der Verhandlung die sprechenden Titel der Arbeiten aufzulisten, bringt der Künstler deren äußeren Umrißklitzeklein auf einen knappen Nenner. Es sind visuelle Gedächtnisstützen eines Bildhauers in einer Sprache, die zwischen Bild und Zeichen angesiedelt ist; damit kennzeichnen sie einen Künstler, der seine Objekte analog zur bildhaften, verbalen Äußerung als anschauliche, plastische Metaphern für real Existierendes verstanden wissen will.
Alles andere aber, was Richard Deacons Skulpturen auszeichnet, geht den Skizzen ab: ihre dreidimensionale Körperlichkeit, ihre Sinnlichkeit, die ablesbare Art ihrer Herstellung, ihre Darstellung im Raum und ihr möglicher Inhalt Vor dem Zauber und der Rätselhaftigkeit dieser freien Wucherungen des Geistes und der Hand versagen beschreibende Worte letztlich genau wie Deacons zeichnerisches Stenogramm.
Deacons Skulpturen haben keinen Kem, sind ohne festes Volumen, sie bestehen nur aus mehreren in sich verschlungenen hölzernen oder stählernen Bändern, die einen komplizierten, organoiden, imaginären Körper einbinden. Zuweilen gleichen die Konturen gewundenen Achterbahnen, frei nach der Müller-Mobusschen Endlosschleife. So wie sich…