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Ausstellungen: Berlin · von Ralf Hanselle · S. 283 - 284
Ausstellungen: Berlin , 2008

Ralf Hanselle
Ricarda Roggan. Still Life

Die Zeit und das Zimmer
KW Institute for Contemporary Art, 6.7. – 7.9.2008

Die Erinnerung ist ausgezogen. Zurückgeblieben ist dunkles Holz. Holz, das die Abdrücke der Geschichte in sich trägt – das vereinzelt noch Lackspuren aufweist und dessen Maserung von der Zeit ganz ausgewaschen ist. Holz, das das Rahmengerüst eines alten Dachstuhls bildet. Sonst gibt es nichts. Nur Eckpfeiler und Querpfeiler, nur hölzerne Verkleidungen, nur Bohlen und Balkengerüste. Sonst – alles leer. Nur ein verwaister Dachboden. Ein leer geräumter Speicher. Wo sich für gewöhnlich Erinnerungen eines Lebens in Kartons und Kisten stapeln, da ist hier ein semiotisches Vakuum. Das Andenken an eine menschliche Biografie – an eine Familiengeschichte gar – es erscheinen wie gelöscht.

Fünf mal kann man diese in Holz gekleidete Leere betrachten; fünf mal aus anderen Perspektiven heraus. Fixiert auf Farbfotografien im Format 160 mal 194 Zentimeter. Diese Ansichten blitzblank gefegter Dachräume sind Teil einer in den Berliner Kunst-Werken gezeigten Ausstellung mit Arbeiten der Leipziger Fotografin Ricarda Roggan. Unter dem mehrdeutigen Titel „Still Life“ ist es die erste institutionelle Einzelausstellung der 1972 in Dresden geborenen Künstlerin. Nach einer vielbeachteten Ausstellung im Salzburger Fotohof, nach diversen Förderstipendien und Galeriepräsentationen, hat Roggan zusammen mit der Kuratorin Susanne Pfeffer im Erdgeschoss des Kunstinstituts an der Berliner Auguststraße eine Werkschau zusammengestellt, die insgesamt sieben analog erstellte Serien und Einzelbilder aus den Jahren 2003 bis 2008 vereint.

Für Ricarda Roggan waren dies die entscheidenden Jahre. Nach einem Diplom an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst begann sie 2002 ihr Meisterschülerstudium…



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