Rhea Myers
„Die Blockchain faszinierte mich sowohl technisch
als auch kulturell“
Die Kryptokünstlerin im Gespräch mit Tilman Baumgärtel
Als das Auktionshaus Christie’s im März 2021 eine NFT der Arbeit Everydays: The first 5.000 days des amerikanischen Grafikers Beeple für knapp 70 Millionen Dollar an zwei Krypto-Spekulanten verkaufte, stand die Kunstwelt Kopf: Was war das für eine Kunstszene, in der solche Preise realisiert werden konnte? Was war das für eine Arbeit? Und was sind überhaupt NFTs? Rhea Myers hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ein Jahrzehnt digitale Kunst geschaffen, und sich seit 2013 auf die Blockchain als künstlerisches Medium konzentriert. Auch mit Non-Fungible Tokens hatte sie bereits gearbeitet, seit diese Technologie 2018 aufkam. (NFTs sind ein kryptografisch einmaliges und überprüfbares digitales Zertifikat, das ein Objekt in einer Blockchain repräsentiert.) Mit dieser Technologie konnten digitale Kunstwerke plötzlich wie Kryptowährungen à la Bitcoin online gehandelt werden. Auch wenn es schon zuvor Methoden gegeben hat, digitale Bilder, Videos oder 3D-Environments auf dem Kunstmarkt zu verkaufen, löste die Beeple-Auktion eine regelrechte Hausse auf dem Markt der digitalen Kunst aus.
Nicht nur Künstler*innen, die sich mit ihren Arbeiten bereits einen Namen gemacht hatten, waren auf einmal Gegenstand von oft spekulativen Käufen geworden. Automatisch generierte Bilderserien wie die „CryptoPunks“ und viele kommerzielle Nachahmer wurden plötzlich für Millionenbeträge gehandelt; Prominente wie Snoop Dog, Justin Bieber oder Paris Hilton und eine Armee von frisch gebackenen NFT-Influencer*innen in den Sozialen Medien heizten den Hype an – oft als Gegenleistungen für lukrativen frühen Zugang zu neuen NFT-Serien. Der Boom endete im Frühjahr 2022…