Honke Rambow
Reservat mit Hörnern.
Anmerkungen zur musikalischen Idylle
Ludwig van Beethoven – ‘6. Symphonie (Pastorale)’; Hector Berlioz – ‘Symphonie Fantastique’, 3. Satz, ‘Scene aux champs/Le Troyens’, 4. Akt, ‘Pantomime’; Richard Wagner – ‘Siegfried Idyll/Rheingold’, Vorspiel und Schluss; Claude Debussy – ‘Prelude à l’après midi d’un faune’; Richard Strauss – ‘Alpensymphonie’; Anton Webern – ‘Im Sommerwind’; Bela Bartok – ‘3. Klavierkonzert’, 2. Satz (Adagio Religioso); Olivier Messiaen – ‘Réveil des Oiseaux/Oiseaux Exotiques/Turangalîla Sinfonie’.
Eine spontane Aufzählung, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Und dennoch lässt sich schon an diesen Werken einiges erkennen. Zu allererst: Die musikalische Idylle endet nicht mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts – obwohl doch die Musik ab 1900 von massiven Umbrüchen und der Zerstörung tradierter Systeme geprägt ist. Im Gegenteil: Auch Ende des Jahrhunderts beschäftigen sich Komponisten noch ganz unbefangen mit der Darstellung einer idealisierten Natur in ihren Werken. Die Entdeckung und Erfindung von Atonalität, Zwölftontechnik, Aleatorik, Elektronik und Klangflächenkomposition scheinen der Idylle nichts anhaben zu können.
Sprechen wir von der Idylle in der Musik, so muss der Gegenstand präzisiert werden. Zugrunde liegt ein Verständnis von Idylle im engeren Sinne: Die Darstellung einer friedlichen, idealisierten Natur. Damit rückt die Idylle in der Musik – das zeigt sich bereits an einigen der genannten Musiktitel wie ,Pastorale’, ,Scene aux champs’, ,Alpensymphonie’, ,Réveil des Oiseaux’ – zwangsläufig in den Bereich der Programmmusik. Auch wenn das Gegensatzpaar “Absolute Musik” versus “Programmmusik”1 nicht unproblematisch ist, da weder das eine noch das andere in Reinform vorstellbar ist, es sich stets um Mischformen handelt, soll…