THOMAS WULFFEN
Reproduktion: Für eine kleine Kunst
Reflexionen zum Werk von Eran Schaerf
Kein Werk kann heute für sich Originalität im ursprünglichen Sinn behaupten. Jedes Kunstwerk trägt die Geschichte seiner Vorraussetzung mit sich. Diese Vorraussetzungen umfassen die Geschichte der Kunst ebenso wie die Geschichte der Moderne. Darstellungs- und Vermittlungsformen der Kunst sind Teil eines Inventars, das ständig, bewusst oder unbewusst, präsent ist. Künstler arbeiten heute in und mit diesem Bewusstsein. Es bleibt dem spezifischen Werk eines spezifischen Künstlers vorbehalten, diese Tatsache deutlich werden zu lassen oder sie zu verbergen. Eran Schaerf gehört zu jenen Künstlern, deren Werk nicht bloßes Objekt ist, sondern eingebunden ist in eine Strategie. In dieser Strategie zeigt sich die Neubestimmung eines konzeptuellen Ansatzes, die dessen ursprüngliche Bestimmung auf den Kopf stellt.
In diesem Sinne ist das Werk von Eran Schaerf Teil eines neokonzeptuellen Ansatzes. Was in anderen Fällen bloße Kategorisierung ist, hat hier seinen Sinn.
Eran Schaerfs Arbeit und Werk sind paradigmatisch, sowohl in der Entwicklung als auch in seiner aktuellen Gegebenheit. Beispielhaft lässt sich das an der Ausstellung in der Berliner Galerie Zwinger zeigen, die den Titel trug: ‘Schneider u. Sohn Längen, Kürzen, Rosen’.
Längen, Kürzen, Rosen
Auf den ersten Blick bietet sich dem Betrachter in der Ausstellung ein gestaltetes Konglomerat unterschiedlicher Bestandteile an, die allenfalls im Verweis auf den Titel einen gemeinsamen Nenner finden. Garnrollen, Stoffballen und Tücher sind Elemente dieser Installation. Allerdings führt schon der Begriff der Installation in diesem Fall in die Irre. Installationen im üblichen Sinne gehen aus von einem Komplex unterschiedlicher Objekte, die den Raum bestimmen…