Renée Kool
Von Leontine Coelewij
Die “öffentlichen” Ereignisse im Kunstbetrieb, wie zum Beispiel Vernissagen, faszinieren mich außerordentlich. Was geschieht bei diesen Zusammenkünften? Was bedeutet die Sprache, die da gesprochen wird, was die Signale und Zeichen, die da ausgetauscht werden, was das Outfit der Leute?”1
Für Renée Kool (geboren 1961 in Amsterdam) ist der soziale und institutionelle Kontext in der Kunst ein zentraler Punkt ihrer Arbeit. Dabei interessiert sie besonders die Semiotik des Verhaltens, der Codes, der Rituale und der nicht ausgesprochenen Prämissen.
Das Medium, mit dem sich Kool beschäftigt, ist meistens das inszenierte Ereignis, das Live-Event: damit greift sie auf sehr persönliche Art und Weise in die merkwürdige Welt ein, die sich Kunst nennt.
Im März 1991 lud Renée Kool 15 junge Väter ein, um mit ihren Babys an einer Ausstellungseröffnung in einer Galerie teilzunehmen.2 Nachdem immer mehr Väter in die nicht allzu große Galerie gekommen waren, fiel deren Anwesenheit immer deutlicher auf, und die Eröffnung als sozial-strategisches Moment der Begegnung bekam einen völlig anderen Charakter. Das, was Kool mit diesem inszenierten Ereignis zeigte, war nicht nur die Eröffnung, sondern auch das Spiegelbild der Männer, die sich gerne mit ihren Babys in der Öffentlichkeit sehen ließen.
Das Phänomen, das einem in der Öffentlichkeit regelmäßig begegnet – in diesem Fall die Väter mit ihren Babys -, erzielt in der konzentrierten Form der Präsentation eine verfremdete Wirkung. Dasselbe geschieht, wenn eine normale gesellschaftliche Situation – wie zum Beispiel eine Gruppe tanzender Mädchen – aus der ursprünglichen Umgebung (zum Beispiel einer Diskothek) herausgenommen wird und in einen neuen Kontext…