Jochen Becker
Renée Green
»Between and Including«
Secession Wien, 10.2. – 11.4.1999
Das Woodstock-geprüfte Neofolk-Quartett Crosby, Still, Nash & Young besingt acappella “Mother Earth”, dazu leise die Stimme von Renée Green und auch etwas Techno im Raum. Der weiträumige Saal der Secession ist mit Wänden zu einem multithematischen Labyrinth verstellt, aus dem diverse Tonquellen dringen. In der ersten Abteilung hängen schwarzweiße, vermutlich abfotografierte und somit leicht verwaschene Fotos an der Wand: Ein Universitätscampus, militärische Ordnungskräfte marschieren in Reihen auf, als Gegenüber eine chaotische Menge junger Protestler im Look der 70er Jahre, darunter auch Black-Panther-Aktivisten. Civil-Rights- und Anti-Kriegs-Bewegung bilden große Koalitionen. Doch der ,Summer of Love’ geht zu Bruch, als die Ohio National Garde auf dem Geländer der Kent State University vier StudentInnen erschießt.
Unter Glas geborgen finden sich Steine und eine Kollektion der Taschenbücher des Bestseller-Historikers James A. Michener, darunter sein inzwischen vergriffenes Buch ,Kent State: What Happened And Why’ über die Kämpfe an der Universität am 4. Mai 1970. Gegenüber finden sich gegenwärtige Farbaufnahmen des gleichen Unicampus mit Graffitis für die Befreiung des Black Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal oder einer Metallskulptur im Außenraum. Beide Bildserien wirken momenthaft. Doch während die vergangenen Aufnahmen aus dem Augenblick des Konflikts stammen, zeigen die aktuellen Schnappschüsse eine gespenstige Ruhe. Dazwischen liegt das Archiv der Geschichte.
Anschließend an das erste Kabinet hängen drei Siebdrucke zu Afropower, der Renée-Green-Ausstellung Import/Export welcher ihren Durchbruch im deutschsprachigen Raum markierte und einer Anzeige im schwarzen Lifestyle. Im Nebenraum, eingerichtet wie ein Jugendzimmer der 70er Jahre, findet sich allerdings unantastbar unter Glas geschützt eine…